Die Bewertung von Forscher:innen im Hinblick auf Open Science
Praxistipp 12
Die Wissenschaft kontrolliert sich selbst
Ob wissenschaftliche Arbeit von guter wissenschaftlicher Qualität ist, wird derzeit auf zwei Arten bestimmt: Zum einen durch die kollegiale Kritik (Peer Review) von Publikationen vor der Veröffentlichung, zum anderen durch die kollegiale Resonanz von Artikeln nach der Veröffentlichung, d.h. die Aufnahme der Forschungsergebnisse in wissenschaftliche Diskussionen. Dieser Wissenschafts-TÜV kommt jedoch an seine Grenzen, weil häufig einzig die Zitationshäufigkeit (z.B. Impact Factor) bei der Bewertung eingesetzt wird.
Der Wunsch, den Evaluierungsprozess zu modifizieren, basiert insbesondere auf der Deklaration von San Francisco (DORA) von 2013 und ihrer ersten Empfehlung – die Verwendung von Bibliometrie sollte vermieden werden, da sie hauptsächlich Zeitschriften-Impact-Faktoren zur Bewertung von Forscher:innen verwendet.
Die neuen Standards für die Bewertung von Forscher:innen, konstruiert nach den Prinzipien von Open Science, müssen:
- die ungehinderte Verbreitung der wissenschaftlichen Produktion fördern,
- alle Aspekte der Forschungstätigkeit berücksichtigen.
Schließlich müssen diese neuen Evaluierungs-Standards die offene Wissenschaft berücksichtigen, indem sie die folgenden neuen Praktiken fördern:
- die Open-Access-Verbreitung von Ergebnissen, auch wenn diese insignifikant sind (siehe Worksheet 10),
- die Veröffentlichung von Arbeiten, die aus der Reproduktion von Experimenten bestehen,
- die Veröffentlichung eines Forschungsnotizbuchs, in dem die Etappen der Erstellung des wissenschaftlichen Ansatzes beschrieben werden,
- die Online-Verfügbarkeit einer Datenbank mit textlichen oder ikonographischen Quellen,
- das Einreichen von Forschungsprotokollen zur Begutachtung von Experimenten, um den Forschungsprozess selbst transparent zu machen etc.
- Wissenschaftskommunikation an fachfremde Wissenschaftler:innen oder außerwissenschaftlichen Anspruchsgruppen
Wissenswert – Was ist Altmetrics?
Altmetrik (Plural: Altmetriken) ist ein Wort, das sich zusammensetzt aus alternativ und Metrik. Als Altmetriken werden im wissenschaftlichen Publikationswesen Kennzahlen bezeichnet, die versuchen, ein möglichst breites Spektrum an Reaktionen im Web auf eine wissenschaftliche Veröffentlichung zu erschließen und zu quantifizieren. Gemessen werden Aktionen, die ein Dokument im Web nutzen (aufrufen und herunterladen), besprechen und verlinken, auf Webseiten von wissenschaftlichen Institutionen oder Nachrichtenportalen diskutieren und liken (z. B. in Blogs oder sozialen Netzwerken) oder in webbasierten Literaturmanagementsystemen wie Mendeley referenzieren.
Wissenswert – Was ist ein Impact-Factor?
Der Impact-Factor sagt etwas darüber aus, wie oft Publikationen in einer Zeitschrift durch andere Publikationen zitiert wurden. Dazu werden Literaturverzeichnisse von Publikationen ausgewertet, die in der Web-of-Science-Datenbank erfasst sind. Ermittelt wird, wie häufig die Publikationen einer Zeitschrift innerhalb eines bestimmten Jahres zitiert wurden. Die Anzahl der Zitierungen wird dann durch die Anzahl der erschienenen Publikationen einer Zeitschrift dividiert. Hinter dem Impact-Factor steht die Idee, dass gute Arbeiten häufig und schlechtere eher seltener zitiert werden. Der Impact-Factor wird von der amerikanischen Firma ISI (Institute for Scientific Information) ermittelt und über die Datenbank Journal Citation Reports (JCR) herausgegeben. Es werden nur die Impact-Faktoren von Zeitschriften ermittelt, die in der Web-of-Science-Datenbank gelistet sind.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Forschung!
Stand: März 2021
Fragen, Kommentare und Hinweise gern an open-science@zbw.eu