Verbreitung Ihrer Publikationen im Open Access
Praxistipp 8
Unter Open-Access-Verbreitung versteht man die sofortige, freie und dauerhafte Verfügbarkeit von wissenschaftlichen Publikationen im Internet. Sie haben mehrere Möglichkeiten, Ihre Arbeit im Open Access zu verbreiten – Sie können in einer Open-Access-Zeitschrift veröffentlichen oder Ihre Arbeit in einem Open-Access-Repository hinterlegen.
Dies sind keine sich gegenseitig ausschließenden Praktiken. Sie können sie kombinieren, um die maximale Verbreitung Ihrer Arbeit zu gewährleisten und gleichzeitig die Bestimmungen zum geistigen Eigentum respektieren.
Publizieren in einer Open-Access-Zeitschrift (sog. ‚OA-Gold‘)
Im traditionellen Geschäftsmodell einer wissenschaftlichen Zeitschrift ist der Zugang zu Artikeln Einzelpersonen oder Institutionen vorbehalten, die ein kostenpflichtiges Abonnement abgeschlossen haben. Bei der Veröffentlichung in einer wissenschaftlichen Open-Access-Fachzeitschrift hingegen kann jede:r kostenlos und sofort auf Ihren Artikel zugreifen. Zur Deckung der Publikationskosten gibt es verschiedene Finanzierungsmodelle. Es gibt zwei Hauptkategorien solcher Modelle, die sich ständig weiterentwickeln:
- Mit Kosten: Es werden Publikationskosten, oft als Article Processing Charges (APCs) bezeichnet, in Rechnung gestellt. Diese Kosten können von Ihrer Universität bzw. Ihrem Forschungsinstitut getragen werden.
- Ohne Kosten: Es fallen keine Gebühren für die Autor:innen an. Die Kosten für die Zeitschrift werden im Voraus von der Organisation finanziert, die die Publikation herausgibt oder vertreibt, und zwar auf der Grundlage verschiedener Finanzierungsmechanismen (institutionelle Finanzierung, Abonnement, etc.).
///////////////////////////////Aufgepasst! /////////////////////////////////////
HYBRID-ZEITSCHRIFTEN
Um ihre Einnahmen zu steigern, behalten einige Verlage das traditionelle Abonnement-Zugangsmodell bei und bieten gleichzeitig die kostenpflichtige Option an, den Artikel im Open Access zu veröffentlichen. Dies läuft darauf hinaus, dass eine Institution zweimal zur Kasse gebeten wird – einmal für den Zugang zur Zeitschrift und einmal für die Veröffentlichung des Artikels.
Dieses umstrittene Geschäftsmodell wird oft von großen kommerziellen Verlagen verwendet. Es ist nicht ratsam, diese zusätzlichen Kosten zu zahlen, zumal Sie Ihren Artikel über ein Open-Access-Repository zur Verfügung stellen können.
Die DEAL-Verträge und andere Transformationsverträge ermöglichen es den Autor:innen, ohne zusätzliche Kosten in hybriden Zeitschriften im Open Access zu publizieren. Fragen Sie hierzu Ihre:n Open-Access-Beauftragte:n in Ihrer Institution.
TIPP: Wenn Sie in Ihrer Institution niemanden kennen, der sich mit Open Access auskennt, wenden Sie sich gern an die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft.
Betrügerische Praktiken: Hüten Sie sich vor dem Anschein
Die Entwicklung der digitalen Technologie hat zum Auftauchen von Verlagen mit zweifelhaften Praktiken geführt. Diese kontaktieren Sie und versprechen Ihnen, Ihre Arbeit schnell zu veröffentlichen. Diese schnelle Veröffentlichung wird jedoch mit fehlender redaktioneller Qualität und fehlenden Peer-Review-Verfahren erkauft. Zudem verlangen solche Verlage oftmals eine Gebühr für die Veröffentlichung. Die Publikation in solchen Zeitschriften kann Ihre eigene wissenschaftliche Glaubwürdigkeit beschädigen und verursacht zudem Kosten. Es ist manchmal schwierig, ein sog. Predatory Journal zu erkennen, aber bestimmte Werkzeuge können Ihnen dabei helfen. Analog zu betrügerischen Verlagen gibt es auch betrügerische Konferenzen, die auf ähnliche Weise organisiert werden. Ziel der Veranstalter ist auch hier, Kasse zu machen. Wissenschaftliche Reputation spielt hier keine oder eine eher untergeordnete Rolle.
Think. Check. Submit: Auf dieser Website finden Sie eine Reihe von Checklisten, die Ihnen dabei helfen, die Zuverlässigkeit der Zeitschrift, in der Sie Ihre Arbeit veröffentlichen wollen, zu beurteilen.
Ablegen in einem offenen (Text-)Repository
Ein Open-Access-Repository ermöglicht es Ihnen, Ihre wissenschaftliche Arbeit zu verbreiten, unabhängig davon, ob sie bereits veröffentlicht wurde oder nicht [*Verlagsinhalte bitte vorher prüfen]. Die Ablage in einem offenen Repository ist dabei kein Ersatz für den Prozess der Veröffentlichung in einer Zeitschrift. Ein offenes Repository garantiert jedoch eine dauerhafte Aufbewahrung und breite Zugänglichkeit, was bei akademischen sozialen Netzwerken wie ResearchGate oder Academia nicht so der Fall ist.
Dies ist nicht nur auf Artikel beschränkt – Sie können auch eine Dissertation, einen Bericht oder einen Konferenzbeitrag einreichen.
Open-Access-Repositories können disziplinär, institutionell oder im nationalstaatlichen Rahmen organisiert sein. Wenn Sie keine spezifischen Richtlinien erhalten haben, können Sie die Bibliothek Ihrer Organisation um Rat bei der Auswahl des am besten geeigneten Repositories bitten.
- EconStor: Der Publikationsserver der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft enthält über 200.000 Volltexte im Open Access, insbesondere aus der deutschen Wirtschaftsforschung. Dies sind vor allem Working Papers, aber auch Konferenzbeiträge und Zeitschriftenaufsätze. Ein Teil der EconStor-Publikationen ist in das RePEc-Angebot eingespielt und wird darüber hinaus in Google Scholar und EconBiz nachgewiesen.
- RePEc: Obwohl RePEc (Research Papers in Economics) im eigentlichen Sinne kein Repository darstellt, auf dem Volltexte abgespeichert werden, sondern lediglich einen dezentral betriebenen Verbundkatalog mit Volltextlinks, darf die Auflistung hier allein schon deshalb nicht fehlen, weil RePEc für viele Forschende schlicht das bekannteste Volltextangebot in den Wirtschaftswissenschaften darstellt. Etwa die Hälfte der dort verlinkten Publikationen (v.a. Journal Articles und Working Papers) sind dabei frei verfügbar. RePEc wird auf nichtkommerzieller Basis dezentral durch ein Team von Wissenschaftler:innen betrieben.
- SSRN: Das größte Fachrepository mit wirtschaftswissenschaftlichen Veröffentlichungen stellt SSRN (Social Science Research Network). Wie der Name schon andeutet, handelt es sich dabei um ein interdisziplinäres Angebot, welches die gesamten Sozialwissenschaften (und z.T. auch einige geisteswissenschaftliche Fächer abdeckt). Insgesamt hat man hier Zugriff auf knapp 500.000 Volltexte im Open Access, wobei ein recht großer Anteil auf den Bereich Wirtschaftswissenschaften entfällt. SSRN gehört zum großen Wissenschaftsverlag Elsevier.
- AgEconSearch: Das fachliche Repository wird von der University of Minnesota betrieben und hauptsächlich durch die Fachgesellschaft „Agricultural and Applied Economics Association“ finanziert. Es enthält etwa 150.000 frei zugängliche Volltexte, vor allem aus den Bereichen der Agrarökonomie und der angewandten Ökonomik. Alle Publikationen auf AgEcon Search sind auch in RePEc nachgewiesen.
- MPRA: Das Munich Personal RePEc Archive (MPRA) wird an der Universität München gehostet, enthält aber über 50.000 wirtschaftswissenschaftliche Publikationen aus aller Welt. Diese stammen in der Regel nicht von Institutionen oder Verlagen, sondern werden von Einzelforscher:innen per Self-Upload eingereicht und dann von einem Redaktionsteam freigeschaltet und in RePEc nachgewiesen.
Sie können verschiedene Versionen eines Artikels hinterlegen:
- das Preprint oder die Autorenversion (die zur Veröffentlichung eingereichte Version):
- die Version, die von den Autor:innen vor dem Peer-Review-Verfahren an eine Zeitschrift geschickt wurde.
- Das Author Accepted Manuscript (AAM): die Version mit den aus dem Peer-Review-Prozess resultierenden Überarbeitungen, aber ohne das endgültige Layout des Verlags.
- die version of record (final published version, publisher’s PDF): d.h., der Artikel mit dem endgültigen Layout des Herausgebers, wie er in der Zeitschrift veröffentlicht wurde. Der Verlag kann gemäß den Bedingungen des von Ihnen unterzeichneten Verlagsvertrags die exklusiven Rechte für die Verbreitung dieser Version haben.
Welche Rechte haben Autor:innen?
Unabhängig davon, welche Verbreitungsmethode Sie wählen, setzt eine Open-Access-Publikation voraus, dass Sie die Regeln des geistigen Eigentums beachten.
- Als Autor:in besitzen Sie alle Rechte an Ihrem wissenschaftlichen Text, bis Sie einen Veröffentlichungsvertrag unterzeichnen, in dem Sie einen Teil dieser Rechte an den Verlag abtreten.
- Bei wissenschaftlichen Artikeln können Sie bestimmte Versionen Ihres Artikels im offenen Zugang verbreiten, insbesondere indem Sie ihn in einem offenen Repository hinterlegen. Dies gilt für den Preprint und das vom Autor bzw. der Autorin akzeptierte Manuskript. In bestimmten Fällen greift das gesetzliche Zweitveröffentlichungsrecht mit einem Embargo von 12 Monaten.
- Für andere Publikationsformen gelten rechtlich der Verlagsvertrag bzw. die Richtlinien des Verlags. Sie können SHERPA/RoMEO nutzen, um sich über die Open-Access-Politik der Verlage zu informieren.
Wissenswert: Haben Sie eine Publikation mit anderen Autor:innen geschrieben und möchten Sie diese in einem Repository hinterlegen? Haben Sie gemeinsam mit anderen Daten erhoben, die mit einer Lizenz versehen werden sollen, um anderen eine Wiederverwendung zu gestatten? Besprechen Sie dies auch immer mit Ihren Co-Autor:innen.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Forschung!
Stand: März 2021
Fragen, Kommentare und Hinweise gern an open-science@zbw.eu