Wissenschaftskommunikation mit Social Media – Vorbereitung

Praxistipp 1

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Wissenschaftskommunikation in sozialen Medien wird für Forschende immer relevanter, insbesondere für Ökonom:innen, deren Forschungsergebnisse oft politische Konsequenzen und Einfluss auf gesellschaftliches Handeln haben.

Beiträge nur nach Bauchgefühl hochzuladen führt jedoch häufig nicht zur gewünschten Aufmerksamkeit. Die Leitlinie des National Co-ordinating Centre for Public Engagement (kurz NCCPE) nimmt Wissenschaftler:innen an die Hand und leitet sie durch den Planungsprozess für eine effektive Online-Kommunikation. Wir haben hier die Kernergebnisse für Sie zusammengefasst.

Vorteile

Soziale Medien bieten eine besondere Chance für Forscher:innen, die die Öffentlichkeit an ihrer Arbeit teilhaben lassen wollen. Es gibt viele Vorteile, darunter:

Reichweite: Sie bieten eine Plattform, um mit einem größeren Personenkreis in Kontakt zu treten als bei Veranstaltungen von Angesicht zu Angesicht, und ermöglichen es auch denjenigen, die an abgelegenen Orten arbeiten, mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten.

Unmittelbarkeit: Sie können sich über soziale Medien überall dort einbringen, wo es eine Internetverbindung gibt.

Dialog: Sie können Konversationen mit anderen eröffnen, um besser zu verstehen, wie sie Ihre Forschung verstehen, oder um Ideen für Ihr Engagement einzubringen. Es ermöglicht auch publikumsgeleitete Diskussionen und Debatten – so können Sie andere Interessen und Ideen kennenlernen.

Aufbau einer Gemeinschaft: Es kann Ihnen ermöglichen, eine Interessengemeinschaft rund um Ihre Forschung zu entwickeln oder sich mit Gemeinschaften zu verbinden, die an Ihrer Forschung interessiert sein könnten.

Teilen: Ihre Forschung, Interessen, Meinungen, Fragen, Veranstaltungen, Jobs und andere Möglichkeiten.

Verbessern der Forschung: Durch Zusammenarbeit, Beratung, Zuhören und Lernen von anderen Ansichten über Ihre Forschung und Anhören anderer Standpunkte.

Sammeln von Daten: Sowohl quantitativ als auch qualitativ

Das Bewusstsein schärfen: Schärfung Ihres Profils, Networking, Steigerung des Bekanntheitsgrads Ihrer Forschung oder Ihres Projekts, Knüpfen und Pflegen von Kontakten mit anderen und Angebot der Möglichkeit für eine interessierte Öffentlichkeit, sich über Ihre Forschung zu informieren.

Herausforderungen

Es gibt jedoch einige Herausforderungen, die Sie bedenken sollten, bevor Sie loslegen!

  • Während die Einrichtungskosten gering sein können, kann der Zeitaufwand je nach Ihren Zielen groß sein – überlegen Sie also, wie Sie Ihre Social-Media-Aktivitäten in Ihre bestehende Routine einbauen wollen.
  • Wenn Sie in sozialen Medien posten, bedeutet das nicht, dass Sie Zugang zu den Gruppen erhalten, mit denen Sie in Kontakt treten möchten – Sie müssen hart arbeiten, um Verbindungen herzustellen und wahrgenommen zu werden.
  • Nicht Jede:r wird Ihre Inhalte begrüßen, also stellen Sie sicher, dass Sie eine Strategie für den Umgang mit negativem Feedback oder Trollen haben.

Nichtsdestotrotz können soziale Medien ein wirklich effektiver Teil Ihres Werkzeugkastens für die Öffentlichkeitsarbeit sein.

Was wollen Sie mit Ihrer Wissenschaftskommunikation erreichen?

Damit die Arbeit mit dem Werkzeugkasten gelingt, klären Sie für sich folgende Fragen:

  • Welchen Zweck verfolge ich mit der Online-Kommunikation?
  • Welche Zielgruppe möchte ich ansprechen?
  • Auf welcher Plattform ist meine Zielgruppe aktiv?
  • Welche Kanalkompetenz sollte ich mir aneignen?
  • Wieviel Zeit möchte ich investieren, um mein Ziel zu erreichen?
  • Wie lassen sich die Effekte der Kommunikation erfolgreich messen?

Soziale Medien können vielen verschiedenen Zwecken dienen. Aber was wollen Sie konkret erreichen in Ihrer jetzigen Situation?

  • Ich möchte Menschen mit meiner Arbeit inspirieren, Verständnis aufbauen und Neugier wecken.
  • Ich möchte Kooperationspartner:innen außerhalb des Wissenschaftsbetriebes finden. Zudem möchte ich Wünsche aus der Gesellschaft erkennen und erkennen, welche Aspekte an meinem Forschungsfeld sie interessiert.
  • Ich möchte mit anderen Wissenschaftler:innen kollaborative Forschung betreiben, um herauszufinden, was man gemeinschaftlich schaffen kann.
  • Ich möchte von anderen lernen und möchte mich in die Lage anderer versetzen können, um die Welt mit ihren Augen zu sehen. Ich möchte verstehen, welche Werte andere leiten.
  • Ich möchte andere dabei unterstützen, Entscheidungen in ihrem Leben zu treffen. Ich möchte ihre Einstellungen oder ihr Verhalten beeinflussen.
  • Ich möchte innerhalb meiner Fachcommunity präsent sein und damit meine Karriere unterstützen

Wen wollen Sie mit Ihrer Wissenschaftskommunikation erreichen?

  • Erkunden Sie Ihr Zielpublikum. Wer sind sie? Denken Sie an Alter/Geschlecht/Ort/Interessen.
  • Was können Sie darüber herausfinden, wie Ihre potenziellen Zielgruppen soziale Medien nutzen? Sobald Sie das wissen, können Sie Ihren Plan entsprechend entwickeln.
  • Es sind Informationen über die demografische Zusammensetzung der Nutzer:innen bestimmter Social-Media-Plattformen verfügbar. Obwohl viele dieser Informationen für diejenigen bereitgestellt werden, die im Marketing arbeiten, enthalten sie dennoch nützliche Informationen – nutzen Sie also die verfügbaren Informationen, um eine geeignete Plattform für Ihr potenzielles Publikum auszuwählen.
  • Überlegen Sie, wo Sie Ihre Inhalte verbreiten können, um diese Zielgruppen anzusprechen – Sie müssen zu ihnen gehen. Erwarten Sie nicht, dass sie zu Ihnen kommen.

Binden Sie Ihre Zielgruppe ein

  • Soziale Medien sind ein großartiger Ort, um Inhalte zu teilen. Stellen Sie also sicher, dass Ihre Inhalte von hoher Qualität sind und geteilt werden können.
  • Der Inhalt sollte prägnant sein, leicht zu lesen, frei von Fachjargon und Neugier und/oder Aktion anregen.
  • Überlegen Sie, was für Ihr Publikum von Interesse ist. Warum werden sie sich für Ihre Forschung oder Ihr Projekt interessieren?
  • Worauf legt Ihr Publikum Wert? Wie verhalten sie sich derzeit in den sozialen Medien? Wie können Sie an deren Interessen anknüpfen?
  • Überlegen Sie, wo sich Menschen mit gleichen Interessen engagieren und gehen Sie zu ihnen.
  • Stellen Sie sicher, dass Sie kulturelle, ethische und religiöse Empfindlichkeiten berücksichtigen, wenn Sie Ihre Inhalte formulieren.
  • Informieren Sie Menschen bei persönlichen Veranstaltungen, wie sie sich online mit Ihnen verbinden können

Ihre Präsenz in den sozialen Medien

  • Überlegen Sie, wen oder was Sie repräsentieren – Sie als Einzelperson, Ihre Forschungsgruppe, Ihr Projekt, Ihre Institution oder all das. Denken Sie aber daran, dass Sie alle diese Dinge in irgendeiner Weise in Ihrem Online-Engagement repräsentieren werden.
  • Je nach Ihren Zielen müssen Sie entscheiden, ob Sie Ihre „persönlichen“ Profile von Ihren beruflichen Profilen trennen möchten. Dies kann von Netzwerk zu Netzwerk unterschiedlich sein. Es ist besser, sich zu entscheiden, wie Sie dies organisieren wollen, bevor Sie irgendwelche Konten einrichten. Es ist ratsam, die Privatsphäre-Einstellungen auf allen bestehenden Profilen zu überprüfen.
  • Experimentieren und reflektieren Sie – schauen Sie, was bei der Zielgruppe, die Sie ansprechen wollen, funktioniert.
  • Vernetzen Sie sich mit anderen, vor allem, wenn es bereits andere Expert:innen auf Ihrem Gebiet in den sozialen Medien gibt. Verbinden Sie sich mit den Social-Media-Accounts Ihrer Institution bzw. Ihres Fördermittelgebers – es ist wahrscheinlich, dass diese ein großes Publikum haben und Sie dabei unterstützen können, Ihr eigenes zu vergrößern.
  • Seien Sie großzügig – teilen Sie gute Inhalte, die sich auf Ihre Ziele beziehen, auch wenn es nicht Ihre eigenen sind, aber versuchen Sie, sie auf interessante Weise zu kommentieren.
  • Vergessen Sie nicht den sozialen Teil von Social Media – es geht um die Interaktion mit Menschen, und Sie müssen sich regelmäßig beteiligen und aktiv sein, um Teil der Gemeinschaft zu sein.
  • Soziale Medien sind unberechenbar – Ihre Pläne könnten sich als nicht so einfach umsetzbar herausstellen, wie Sie es erwarten. Experimentieren Sie mit verschiedenen Ansätzen.

Stand: März 2021
Fragen, Kommentare und Hinweise gern an open-science@zbw.eu



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