Wissenschaftsgeleiteter Open Access

Rückgabe der Kontrolle an die Forschung

Foto von einem Schlüssel, der in ein Türschloss gesteckt wird.


Open Library Economics (OLEcon) ist eine Initiative der ZBW – Leibniz Informationszentrum Wirtschaft, die sich für wissenschaftsgeleiteten Open Access für Zeitschriften im Bereich der Wirtschaftswissenschaften einsetzt. OLEcon fördert nicht-kommerziellen Diamond Open Access, bei dem weder Autor:innen noch Leser:innen Gebühren entrichten müssen.

OLEcon verfolgt das Ziel, wissenschaftliche Zeitschriften zurück in die Hände der Wissenschaftsgemeinschaft zu geben und unterstützt dabei sogenannte scholar-led oder wissenschaftsgeleitete Open-Access-Modelle. Dies bedeutet, dass die Rechte an Zeitschriftentiteln sowie die Entscheidungshoheit über alle redaktionellen und administrativen Belange bei den Herausgeber:innen liegen. In Fällen, in denen Rechte an Zeitschriftentiteln von kommerziellen Verlagen gehalten werden, bietet OLEcon Unterstützung bei Verhandlungen, um diese Titelrechte zurückzugewinnen.

Die Initiative erfüllt zwei wesentliche Forderungen der aktuellen Wissenschaftspolitik: (1) Die Stärkung nicht-kommerzieller Infrastrukturen. (2) Open Access ohne Gebühren für Autor:innen und Leser:innen.

OLEKonsort: Finanzierung und Partnerschaften für nachhaltige Open-Access-Modelle

Zur Sicherung der Finanzierung der Zeitschriften setzt OLEcon auf ein konsortiales Modell, das von der ZBW organisiert wird. Bibliotheken und weitere Institutionen können sich finanziell beteiligen, um den langfristigen Betrieb von OLEcon-Zeitschriften sicherzustellen.

Das Konsortium ermöglicht zum einen die flexible Teilnahme, das heißt Institutionen können jährlich in das Konsortium ein- oder austreten. Zum anderen ermöglicht das Modell eine stabile Grundlage für die entgeltfreie Bereitstellung von Forschungsinhalten.

Erfolgreiche Umstellung renommierter Zeitschriften auf Diamond Open Access

Ein zentraler Meilenstein 2024 war die erfolgreiche Aufnahme der wirtschaftswissenschaftlichen Fachzeitschriften „German Economic Review“ (GER) und „Perspektiven der Wirtschaftspolitik“ (PWP) des Vereins für Socialpolitik in OLEcon. Ab 2025 sind Artikel in diesen Zeitschriften Open Access ohne autorenseitige Gebühren und für Leser:innen weltweit frei zugänglich.

Ermöglicht wurde diese Umstellung durch die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft und ihre Initiative Open Library Economics (OLEcon) und die enge Zusammenarbeit mit der Fachgesellschaft „Verein für Socialpolitik“.

Die „German Economic Review“ genießt internationales Renommee als Fachzeitschrift für wirtschaftswissenschaftliche Forschung. Die „Perspektiven der Wirtschaftspolitik“ schlagen eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis. Open Access ermöglicht es, dass die in den beiden Zeitschriften präsentierte Forschung nun einem breiten Publikum zugänglich ist, was den Dialog sowohl innerhalb der wissenschaftlichen Community als auch mit der Praxis stärkt.

Open Access und der Wissenstransfer: Perspektiven für die Zukunft

Hartmut Egger, federführender Herausgeber der German Economic Review, betonte insbesondere den Vorteil der erhöhten Reichweite: „Mit der Umstellung der German Economic Review auf Open Access bieten wir allen Forschenden weltweit einen kostenlosen Zugang zu unseren Vereinsjournalen. Damit erhöhen wir die Sichtbarkeit unserer Forschungsergebnisse im Bereich der Wirtschaftswissenschaften. Davon profitieren nicht nur die Leser:innen, sondern auch die interessierte Fachöffentlichkeit und die gesamte Forschungslandschaft.“

Achim Wambach, federführender Herausgeber der „Perspektiven der Wirtschaftspolitik“ hob die Bedeutung von Open Access für den Wissenstransfer hervor: „Die Umstellung zu Open Access ist ein bedeutender Meilenstein für die Perspektiven der Wirtschaftspolitik. Die neuesten Erkenntnisse aus der Wissenschaft für die Wirtschaftspolitik werden jetzt für alle Lesenden frei zugänglich. Das macht die Zeitschrift zukunftsfähig, und verbessert den Wissenstransfer.“

Die Zeitschriften „German Economic Review“ und „Perspektiven der Wirtschaftspolitik“ erscheinen weiter bei dem Verlag DeGruyter als Dienstleister für die Publikation. DeGruyter organisiert eine Ko-Finanzierung der Produktionskosten der Zeitschriften über das Subscribe-to-Open-Modell.

Der VfS-Vorsitzende Professor Klaus Schmidt ergänzt: „Der Verein für Socialpolitik unterstützt die Bewegung für Open Access und Open Science aktiv mit seinen beiden Zeitschriften. Alle können in Zukunft auf die Artikel in den Perspektiven der Wirtschaftspolitik und in der German Economic Review zugreifen, ohne Abonnement, Bibliothekszugang oder Paywall. Das macht die Zeitschriften nicht nur für die Leser:innen, sondern auch für die Autorinnen und Autoren deutlich attraktiver. Wir freuen uns auf viele gute Beiträge und eine größere Sichtbarkeit der ökonomischen Forschung.“

Neue Partnerschaften stärken die Finanzierungsbasis

Das Projekt „OLEKonsort“, Teil der Open Library Economics (OLEcon) und gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), verzeichnete 2024 eine signifikante Erweiterung. Ziel ist die nachhaltige Finanzierung von Diamond Open Access-Zeitschriften durch eine gemeinschaftliche Beteiligung von Bibliotheken und anderen wissenschaftlichen Institutionen.

Im Jahr 2024 schlossen sich 14 neue Bibliotheken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz dem Konsortium an, wodurch die Zahl der Mitwirkenden erheblich anstieg. Die gesamte Liste der Mit-Finanzierer für 2025 ist auf der Webseite olecon.zbw.eu abrufbar.

Veranstaltungen und Aufklärung: OLEcon bei der BiblioCon 2024

Zur Erweiterung von OLEKonsort wurden 2024 gezielte Maßnahmen umgesetzt, die darauf abzielten, neue Partner:innen einzubinden und dadurch die finanzielle Basis des Konsortiums zu stärken. Die Strategie fokussierte sich auf eine umfassende Informations- und Aufklärungsarbeit.

Ein zentraler Bestandteil der Aufklärungs- und Akquiseaktivitäten rund um OLEKonsort war die Organisation von Workshops und Informationskampagnen unter der Leitung von Dr. Juliane Finger, OLEcon-Managerin. Diese Maßnahmen zielten darauf ab, potenzielle Partner-Bibliotheken umfassend über die Funktionsweise und Vorteile des Konsortiums zu informieren und sie zur Teilnahme zu motivieren. Insbesondere wurde dabei das Modell von OLEKonsort als nachhaltige Lösung zur Finanzierung von Diamond Open Access-Zeitschriften vorgestellt.

Unter anderem nahm OLEcon an der der BiblioCon 2024 teil, der größten Fachkonferenz für Bibliothekar:innen und Informationswissenschaftler:innen im deutschsprachigen Raum mit über 4.000 Teilnehmenden aus 30 verschiedenen Ländern. Die Kombination aus Vorträgen und einem Informationsstand bot eine ideale Plattform, um die Konzepte von Diamond Open Access und OLEKonsort zu präsentieren.

Außerdem wurde das Konsortium auf sechs Online-Informationsveranstaltungen präsentiert, die spezifische Fragen der Zielgruppen klärten und auf individuelle Bedürfnisse von Bibliotheken und wissenschaftlichen Institutionen eingingen.

Darüber pflegte das Projektteam den persönliche Kontakt zu Entscheidungsträger:innen, um offene Fragen zu beantworten und den Einstieg in die Teilnahme zu erleichtern. Diese kombinierte Strategie aus Information und individueller Ansprache trug wesentlich zur Einbindung neuer Partner:innen und damit zur Stärkung des Konsortiums bei.

Die erfolgreiche Einbindung neuer OLEKonsorten ist ein wichtiges Zwischenziel des BMBF-Projekts, um die langfristige Stabilität des Konsortiums und seiner unterstützten Zeitschriften auch ohne zusätzliche Projektmittel zu stärken. Ein stabiles Finanzierungskonsortium ermöglicht es, wissenschaftliche Publikationen in den Wirtschaftswissenschaften langfristig transparent und zugänglich zu gestalten.

Die Anstrengungen der ZBW im Kontext OLECon werden ab 2025 einfließen in die von der DFG geförderten nationalen Servicestelle für Diamond Open Access in Deutschland – kurz: SeDOA. Die ZBW beteiligt sich hier gemeinschaftlich mit weiteren 15 Partnern maßgeblich am Aufbau von SeDOA und verantwortet insbesondere den Aufbau von fachübergreifenden Community Support Services. Ausgehend von einer initialen Bedarfserhebung sollen diese Community Support Services Beratungsangebote, Workshops und eine Wissensbasis umfassen. Außerdem sollen Rechtsgutachten zu zentralen Fragestellungen eingeholt werden. SeDOA wird als Diamond Capacity Centre Teil eines europäischen Netzwerks sein und die internationale Zusammenarbeit stärken.

Hörtipp:
Das OLEcon-Konsortium

In Folge 39 des ZBW-Podcasts „The Future is Open Science“ stellt die Open-Access-Expertin Dr. Juliane Finger in kurzen 20 Minuten das Konsortium OLEcon vor. Sie erläutert, wie derartige neue Kooperationen den Zugang zu Forschungsergebnissen revolutionieren und welche Rolle sie bei der Förderung von Fairness und Gerechtigkeit in der wissenschaftlichen Gemeinschaft spielen.

*Dieser Text wurde verfasst am 17. April 2025.




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