Engagement für offene Forschungsdaten
Die ZBW in nationalen und europäischen Infrastrukturen

Foto: Andrew Graumann
Die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft ist aktiv an der Gestaltung und Entwicklung nationaler und europäischer Forschungsdateninfrastrukturen beteiligt. Durch ihre Mitwirkung in der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) sowie in der European Open Science Cloud (EOSC) leistet die ZBW wesentliche Beiträge zur Förderung offener Wissenschaft und der nachhaltigen Nutzung von Forschungsdaten. Der Schwerpunkt der Arbeit mit dem Fokus auf den Wirtschaftswissenschaften liegt insbesondere auf den Konsortien BERD@NFDI und KonsortSWD sowie auf strategischen Entwicklungen im Bereich der europäischen Wissenschaftspolitik.
Pilotierung der Plattform BERD@NFDI für die BWL
Das NFDI-Konsortium BERD@NFDI (Business, Economic and Related Data) hat sich der Entwicklung von Forschungsdateninfrastrukturen verschrieben, die es ermöglichen, unstrukturierte Daten wie Texte, Bilder, Videos und Audioaufnahmen effektiv zu verwalten und zu analysieren. Ein zentraler Schwerpunkt lag auf der Pilotierung der BERD-Plattform, die auf dem Open-Source-Framework InvenioRDM basiert. Die Plattform wurde gezielt an die Anforderungen der BWL-Fachcommunity angepasst und steht Forschenden seit März 2024 zur Verfügung. Diese ermöglicht die strukturierte Verwaltung, einfache Auffindbarkeit und Nachnutzung von Forschungsdaten gemäß den FAIR-Prinzipien (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable). Die Plattform ist so konzipiert, dass sie unstrukturierte Daten in ihrer gesamten Bandbreite – von wissenschaftlichen Texten bis hin zu multimedialen Daten – adressieren kann und Wirtschaftsforschende bei deren Management unterstützt.
Die ZBW übernahm dabei die technische Entwicklung der Plattform. Der Einsatz einer externen Cloud-Umgebung gewährleistet dabei eine skalierbare und zuverlässige Infrastruktur, die den speziellen Bedürfnissen von Wirtschaftsforschenden gerecht wird. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die digitale Forschungslandschaft nachhaltig zu unterstützen und Wirtschaftswissenschaftler:innen ein verlässliches Werkzeug an die Hand zu geben.
Ein weiteres Highlight des Jahres 2024 war die Adoption einer Bewertungsmethodik zur kontinuierlichen Prüfung der FAIR-Konformität. Diese Methodik, die auf dem RDA FAIR Data Maturity Model basiert, ermöglicht eine Bewertung der Einhaltung von FAIR-Prinzipien.
Die Arbeiten der ZBW im Konsortium BERD@NFDI im Jahr 2024 verdeutlichen den Fokus auf die Bereitstellung einer zukunftsfähigen Forschungsdateninfrastruktur. Die Plattform und die begleitenden Dienste tragen dazu bei, unstrukturierte Daten effizienter nutzbar zu machen, und schaffen neue Möglichkeiten für die Wirtschaftsforschung in einer zunehmend datengesteuerten Welt.
Verbesserte Auffindbarkeit von Forschungsdaten in KonsortSWD
Ein zentraler Schwerpunkt der ZBW bei der Zusammenarbeit am NFDI-Konsortium KonsortSWD lag 2024 auf der Verbesserung der Auffindbarkeit von Forschungsdaten. In Zusammenarbeit mit GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften entwickelte die ZBW eine Handreichung, die darauf abzielt, Forschungsdaten besser in allgemeinen Suchmaschinen wie zum Beispiel Google sichtbar zu machen. Diese Initiative trägt der Tatsache Rechnung, dass viele Forschende ihre Recherchen nicht über fachspezifische Datenrepositorien, sondern über Websuchmaschinen beginnen. Etwa 60 Prozent der Forschenden nutzen hierfür allgemeine Suchmaschinen, während fachspezifische Repositorien initial nur von rund 40 Prozent frequentiert werden.
Die Handreichung enthält praxisnahe Empfehlungen und technische Anpassungen, die es Forschungsdatenzentren ermöglichen, ihre Daten besser für Suchmaschinen zu indexieren und somit ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. Die Ergebnisse sprechen für sich: Zentren, die die Handreichung 2024 umgesetzt haben, verzeichneten eine beeindruckende Steigerung der Zugriffe auf ihre Forschungsdaten um 440 Prozent. Dieses Ergebnis unterstreicht die Bedeutung solcher Maßnahmen für die Zugänglichkeit und Verbreitung von Forschungsdaten und zeigt, wie gezielte Verbesserungen einen nachhaltigen Mehrwert schaffen können.
Ein weiterer Meilenstein der ZBW im Jahr 2024 war die Entwicklung und Evaluierung von Lösungen für den standardisierten Austausch von Forschungsdaten zwischen verschiedenen Forschungsdatenzentren. Diese Lösungen adressieren zwei zentrale Herausforderungen: die Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Plattformen und den sicheren Zugang zu sensiblen Daten. Durch die Einführung standardisierter Schnittstellen und Formate lassen sich vorhandene Daten effizienter nutzen, wodurch sich die Zahl der Nutzenden erhöht. Gleichzeitig steigt die Flexibilität für Forschende, da kürzere Reisezeiten zum nächstgelegenen Forschungsdatenzentrum den Forschungsalltag erleichtern. Zudem wird die Datensicherheit gewährleistet.
Die ZBW setzte hierbei auf eine enge Zusammenarbeit mit anderen Partnern im Konsortium, um die technischen Lösungen auf die spezifischen Anforderungen der Fachdisziplinen abzustimmen. Die evaluierte Infrastruktur ermöglicht es, Daten reibungslos zwischen verschiedenen Zentren zu übertragen und so den Zugang zu Forschungsdaten weiter zu vereinfachen. Diese Fortschritte tragen wesentlich dazu bei, die Fragmentierung in der Forschungsdatenlandschaft zu reduzieren und eine einheitlichere, vernetzte Infrastruktur zu schaffen.
Europa im Blick: Das Engagement der ZBW in der European Open Science Cloud
Auf europäischer Ebene war das Jahr 2024 für die ZBW und die European Open Science Cloud (EOSC) von großer strategischer Bedeutung. Die EOSC, die den Aufbau einer europaweiten, interoperablen Infrastruktur für Forschungsdaten zum Ziel hat, bietet Forschenden länder- und disziplinübergreifend Zugang zu Forschungsdaten. Die ZBW spielte eine entscheidende Rolle in der Weiterentwicklung dieser Initiative, insbesondere durch die Mitwirkung von ZBW-Direktor Prof. Dr. Klaus Tochtermann als gewähltes Mitglied im Board of Directors der EOSC Association.
Ein zentraler Meilenstein im Jahr 2024 war die Einführung der Produktivversion des EOSC EU Node. Diese Version bildet die Grundlage für die europaweite Vernetzung von Forschungsdateninfrastrukturen und ermöglicht es, nationale, regionale und themenspezifische Infrastrukturen nahtlos an die EOSC anzubinden. Mit dieser technischen Basisversion wurde ein wichtiger Schritt unternommen, um den fragmentierten Zugang zu Forschungsdaten in Europa zu überwinden und eine einheitliche Plattform zu schaffen, die den FAIR-Prinzipien entspricht.
Zur Förderung des Verständnisses und der Nutzung der EOSC und insbesondere des EOSC EU Node initiierte die ZBW 2024 die Veranstaltungsreihe „EOSC Coffee Lectures“. Diese Online-Vortragsreihe mit Prof. Dr. Klaus Tochtermann bot über 1.200 Teilnehmenden eine niedrigschwellige Möglichkeit, sich über die Funktionsweise, Potenziale und strategischen Ziele der EOSC und des neuen EOSC-Knoten zu informieren. Die „EOSC Coffee Lectures“ trugen wesentlich dazu bei, die EOSC einer breiteren wissenschaftlichen Community in Deutschland näherzubringen und das Bewusstsein für deren Nutzen zu stärken.
Ein weiteres Highlight stellte das EOSC-Symposium 2024 dar, das vom 21. bis 23. Oktober in Berlin stattfand. Mit 1.355 Teilnehmenden aus 64 Ländern war es eine der bedeutendsten Veranstaltungen im Bereich der europäischen Forschungsdateninfrastrukturentwicklung. Die ZBW übernahm als Projektkoordinatorin eine zentrale Rolle in der Organisation der dreitägigen Konferenz, die unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) stattfand. Neben der organisatorischen Verantwortung setzte die ZBW auch inhaltliche Akzente. Besonders hervorzuheben ist die Open Science Session, die von Dr. Guido Scherp organisiert und moderiert wurde. Diese Session beleuchtete die zentrale Bedeutung von Open Science in der Ausbildung von Nachwuchsforschenden und bot ein interaktives World-Café-Format, in dem innovative Ansätze und Strategien zur Förderung von Open-Science-Kompetenzen diskutiert wurden. Über 50 Teilnehmende nutzten die Gelegenheit, sich in Impulsvorträgen und Diskussionen über neue Ansätze auszutauschen.
Weiterführende Informationen:
Neue BERD-Plattform: https://berd-platform.de/
Handout SEO für Forschungsdaten „Enhancing data findability: how scientists and repositories can improve their data visibility“: DOI 10.5281/zenodo.6760241
Bericht über die EOSC-Session „Open Science Education“: https://doi.org/10.5281/zenodo.13982666
Interview zum Thema KonsortSWD om Podcast „The Future is Open Science“: https://zbw.to/VeTFr
*Dieser Text wurde verfasst am 17. April 2025.