Journal of Comments and Replications in Economics
Publikationsmöglichkeit auch im frühen Stadium der Promotion
Das von der ZBW verlegte Journal of Comments and Replications (JCRE) erfährt nach einer Aufbauphase inzwischen einen kleinen, aber kontinuierlichen Zustrom an internationalen Einreichungen. Es ist das einzige Journal in den Wirtschaftswissenschaften, das sich ausschließlich Replikationen und Kommentaren widmet.
Unter Replikationen versteht das Herausgeberteam Reproduktionen von veröffentlichten Arbeiten, bei denen überprüft wird, ob der Programmcode korrekt ausgeführt oder reprogrammiert werden kann und zu den publizierten Ergebnissen führt. Es versteht darunter aber auch Replikationen im weiteren Sinn, die die Ergebnisse des ursprünglichen Papers mit anderen Daten oder anderen Methoden überprüfen. Kommentare sind – überwiegend kritische – Diskussionen eines publizierten Ergebnisses mit Blick auf Annahmen, Methoden oder Interpretationen. Das JCRE ist aus einem DFG-Projekt hervorgegangen und wird gegenwärtig gemeinsam von der Joachim Herz Stiftung und der ZBW finanziert.
Im Jahr 2024 konnten neun Artikel veröffentlicht werden, darunter eine Antwort von Originalautor:innen (d.h. der Autor:innen, deren Arbeit repliziert wurde) und ein Corrigendum der Herausgeber:innen. Originalautor:innen sind immer eingeladen, eine Stellungnahme zu den Replikationen und Kommentaren zu veröffentlichen.
Im Jahr 2024 hat der Editor des Journals of Comments and Replications W. Robert Reed mehrere Dutzend Ökonometriedozent:innen in renommierten internationalen Promotionsprogrammen angeschrieben. Ziel ist es, mehr Promovierende für Einreichungen bei JCRE zu gewinnen. In der VWL besteht in der Regel nicht das Ziel, Forschungsarbeiten sehr früh in der Promotion bei referierten Fachzeitschriften einzureichen. Vielmehr ist es für Kandidat:innen, die eine wissenschaftliche Laufbahn anstreben, wesentlich, gegen Ende der Promotion mehrere Artikel mit gutem Publikationspotenzial zu haben. Eine Annahme zur Veröffentlichung wird dann in der Regel erst kurz vor oder während der Postdoc-Phase erwartet. Durch die ausgeprägte Working-Paper-Kultur gibt es auch andere Möglichkeiten, die eigenen Forschungsergebnisse bereits vorher zu verbreiten. Dies führt aber dazu, dass viele Promovierende keine frühzeitigen Erfahrungen mit Einreichungsprozessen bei Journals sammeln. Falls sie schon einreichen, wird in vielen Fällen ein:e Koautor:in mit mehr Erfahrung den Prozess steuern.
In den Wirtschaftswissenschaften werden beim Erlernen von Forschungsmethoden häufig Paper repliziert, ohne dass die Ergebnisse der Replikation publiziert werden. Das Journal of Comments and Replications bietet die Möglichkeit, bereits im ersten oder zweiten Jahr einer Promotion eine eigene Replikation einzureichen und den ganzen Publikationsprozess inklusive Korrespondenz mit Herausgeber:innen, Resubmit und Antwort an Referees, teilweise Reaktionen von Originalautor:innen und Korrekturlesen der Druckfahne zu durchlaufen.
Gleichzeitig leisten diese Publikationen einen wichtigen Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs, da Ergebnisse öffentlich überprüft werden, die andernfalls bestenfalls informell und unveröffentlicht nachvollzogen werden. Artikel, die für JCRE repliziert werden, sind nicht selten sehr einflussreich in den Wirtschaftswissenschaften. Mehr als ein Originalpaper, dessen Replikation 2024 veröffentlicht wurde, hatte auf Google Scholar weit über 1.000 Zitierungen. Replikationen überprüfen somit eine Wissensbasis, auf der viele andere Arbeiten aufbauen.
Die ZBW wird ihren eigenen Graduiertenkurs zu Forschungstransparenz und guter wissenschaftlicher Praxis 2025 als Open Educational Ressource veröffentlichen. Zusammen mit dem Journal of Comments and Replications steht dieser Kurs Dozent:innen im In- und Ausland zur Verfügung, um ihren Promovierenden eine frühe Veröffentlichungserfahrung und einen eigenständigen Beitrag zu Open Science zu ermöglichen.
*Dieser Text wurde verfasst am 17. April 2025.