Kleine Tasse, große Wirkung
Die ZBW Coffee Lectures bringen Open Science in die Lehre

Im Jahr 2024 startete die ZBW die Coffee Lectures on Open Science Education. Diese kurzen, praxisnahen Online-Seminare richten sich an Forschende und Studierende aus den Wirtschaftswissenschaften, die mehr über die Prinzipien von Open Science und ihre Vermittlung in der Hochschullehre erfahren möchten. Themen wie Open Data, rechtliche Aspekte der Veröffentlichung und Strategien für die Wissenschaftskommunikation werden im Fokus stehen. Ziel ist es aufzuzeigen, dass Kenntnisse und Fertigkeiten einer zugänglichen, transparenten und nachvollziehbaren wissenschaftlichen Arbeitsweise in Lehrformaten vermittelt werden können.
Die Coffee Lectures on Open Science Education starteten am 15. Oktober 2024 mit Lars Vilhuber, Direktor des Labor Dynamics Institute an der Cornell University und Data Editor der American Economic Association (AEA). In seiner Tätigkeit für die AEA arbeitet Lars Vilhuber seit Jahren mit einem Ausbildungskonzept für studentische Hilfskräfte, die nach kurzer Einarbeitung dem Data Editor in der Überprüfung der Reproduzierbarkeit von Zeitschrifteneinreichungen assistieren. Lars Vilhuber berichtete nun von der Ausweitung dieser Ausbildung und Assistenztätigkeit auf Praktikant:innen von einigen kooperierenden Universitäten. Praktikant:innen erwerben Kenntnisse in Datenmanagement, empirischen Analyseprozessen und Schreiben von Replikationsberichten. Dabei arbeiten sie praxisnah an realen Forschungsprojekten und auf Augenhöhe mit Autor:innen bei international führenden Fachzeitschriften. Im Anschluss an die Coffee Lecture on Open Science Education diskutierten die Teilnehmenden über die praktische Umsetzung von Replikationskursen, die Integration von Open-Science-Prinzipien in bestehende Curricula und die Herausforderungen bei der Förderung von Transparenz und Reproduzierbarkeit in der Wirtschaftsforschung.
Am 25. Januar 2025 ging es weiter mit dem Thema „BERD Academy: Open Education for Research with (unstructured) Business, Economics and Related Data“. In dieser Coffee Lecture stellte Markus Herklotz, Dozent bei BERD, die Arbeit der BERD Academy vor, einem Schulungsangebot im Rahmen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI), das sich auf unstrukturierte Daten in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften spezialisiert. Herklotz betonte die wachsende Bedeutung von Big Data und künstlicher Intelligenz in der Forschung – und die damit verbundenen Herausforderungen für Forschende, deren Ausbildung bislang primär auf strukturierte Daten (z. B. Umfragen) fokussiert war.
Die BERD Academy bietet ein breites Spektrum an flexiblen Bildungsformaten, die gezielt auf die Bedürfnisse von Forschenden und Datenanbietenden eingehen. Im Zentrum stand die Frage, wie durch offene Bildungsangebote der Zugang zu neuen Methoden erleichtert und damit das Potenzial innovativer Datenquellen besser genutzt werden kann. Die Veranstaltung unterstrich, dass Open Education nicht nur Kompetenzen vermittelt, sondern auch als Katalysator für Open Science insgesamt wirken kann.
Eine Aufzeichnung des Vortrags ist auf YouTube verfügbar: https://www.youtube.com/watch?v=_llm5K4U_zA
Im Fokus der dritten Coffee Lecture am 29. Februar 2025 stand die Verankerung von Open-Science-Prinzipien in der Hochschullehre. Dr. Meikel Soliman von der Leuphana Universität Lüneburg sprach in seinem Impulsvortrag „Teaching what we Practice: Open Science in Higher Education“ darüber, wie durch offene Lehrmethoden ein realitätsnahes und zukunftsfähiges Wissenschaftsverständnis vermittelt werden kann. Seine zentrale These: Wenn Open Science in der Forschung praktiziert wird, sollte sie auch in der Lehre fest verankert sein. Soliman stellte konkrete Maßnahmen vor, wie Offenheit im wissenschaftlichen Arbeiten vermittelt werden kann – etwa durch Prä-Registrierung, das Teilen von Materialien und Daten oder die Förderung von Replikationsstudien. Er betonte, dass Studierende diesen Praktiken meist ohnehin offen gegenüberstehen, was ein fruchtbares Lernumfeld schafft und den Grundstein für eine neue Wissenschaftskultur legt. Die Coffee Lecture machte deutlich, dass Open Science nicht nur ein Forschungs-, sondern auch ein didaktisches Paradigma darstellt, das Studierende optimal auf ihre zukünftige Rolle in der Wissenschaft vorbereitet.
Eine Aufzeichnung des Vortrags ist auf YouTube verfügbar: https://www.youtube.com/watch?v=izudRuIK4gI
*Dieser Text wurde verfasst am 17. April 2025.