Open Economics Guide: Wegweiser für offene Forschung
Neue Impulse für Transparenz, Reproduzierbarkeit und Lehre in der Wissenschaft

Der Open Economics Guide der ZBW bietet Forschenden in den Wirtschaftswissenschaften praxisnahe Unterstützung, um Open Science in ihre Arbeit zu integrieren. Mit einem neuen Themenbereich Open Code, der Erweiterung des Open-Science-Toolkits und der Bereitstellung von Lehrmaterialien wurden 2024 praxisorientierte Angebote geschaffen, die Transparenz, Reproduzierbarkeit und Wissenstransfer fördern. Die folgenden Highlights geben einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen des vergangenen Jahres.
Förderung der Reproduzierbarkeit durch Open Code
2024 wurde der Open Economics Guide um den Themenbereich „Open Code“ erweitert, um Wirtschaftsforschende gezielt bei der Erstellung und Nutzung offenen Quellcodes zu unterstützen. Der neue Bereich bietet einen umfassenden Einstieg in die Praxis von Open Code als wichtigen Baustein für ein zentrales Anliegen transparenter Wissenschaft: die Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen.
Offener Code bezeichnet Quelltexte, die für wissenschaftliche Arbeiten, wie Datenanalysen, statistische Modelle oder Simulationen, erstellt werden und öffentlich zugänglich sind. Durch entsprechende Open-Source-Lizenzen wird sichergestellt, dass Dritte den Code nutzen, weiterentwickeln und teilen können. Dies fördert nicht nur den Wissensaustausch, sondern stärkt auch die Transparenz wissenschaftlicher Methoden und Ergebnisse. Forschende können so voneinander lernen, bestehende Ansätze verifizieren und auf diesen aufbauen.
Der neue Bereich des Open Economics Guide bietet praktische Hilfestellungen für alle Aspekte rund um Open Code. Dazu gehören Anleitungen zur Identifizierung und Nachnutzung existierenden Open Codes, Strategien zur Erstellung und Veröffentlichung von eigenem Quelltext sowie Informationen zu passenden Lizenzen. Es werden also Fragen behandelt wie: Wie erkenne ich hochwertigen Open Code? Welche Schritte sind notwendig, um eigenen Code zu erstellen und öffentlich zugänglich zu machen? Oder: Wie kann ich Open Code zitieren und in meine Arbeit integrieren?
Durch diese praxisorientierten Inhalte ermöglicht der Open Economics Guide eine niedrigschwellige Annäherung an das Thema und erleichtert Forschenden die Anwendung von Open Code in ihrem wissenschaftlichen Workflow. Der Mehrwert geht dabei über die reine Reproduzierbarkeit hinaus: Offen zugänglicher Code kann die Zusammenarbeit zwischen Forschenden intensivieren, innovative Impulse setzen und Redundanzen in der Forschung minimieren.
Mit der Einführung von Open Code reagiert der Open Economics Guide auf die wachsende Relevanz von Offenheit in der Wissenschaft. Dies entspricht den Anforderungen vieler wissenschaftlicher Journals, die zunehmend die Bereitstellung des zugrundeliegenden Codes (und der Daten) als Standard für Publikationen fordern. Damit trägt der Open Economics Guide dazu bei, die Qualität, Nachvollziehbarkeit und Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Arbeiten nachhaltig zu verbessern und die Grundlagen guter wissenschaftlicher Praxis zu stärken.
140 Tools im Katalog für Open-Science-Tools
Das Open-Science-Toolkit des Open Economics Guide wächst: Die Sammlung umfasst nun rund 140 Tools, die Wirtschaftsforschende dabei unterstützen, Open Science in allen Phasen ihres wissenschaftlichen Workflows effektiv umzusetzen. Diese breite Auswahl bietet Lösungen für unterschiedlichste Anforderungen, von der Datenaufbereitung und -analyse über die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen bis hin zur Kollaboration und Wissensvermittlung.
Die Tools wurden nach klaren Kriterien ausgewählt, um vor allem die Bedürfnisse der wirtschaftswissenschaftlichen Community bestmöglich zu erfüllen. Viele der Tools sind kostenlos nutzbar, wodurch sie eine niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeit bieten. Eine Vielzahl der Tools ist quelloffen (Open Source), was die Weiterentwicklung durch die Community ermöglicht und gleichzeitig Transparenz und langfristige Nutzbarkeit sicherstellt. Zudem werden ein paar grundlegende Informationen zu den Betreibenden der Tools erfasst. So erkennen Nutzende schnell, ob ein Tool beispielsweise in der Hand von wissenschaftlichen Institutionen oder Communities liegen und somit einen Non-Profit-Ansatz haben.
Das Toolkit ist an den verschiedenen Phasen des wissenschaftlichen Workflows ausgerichtet und bietet Wirtschaftswissenschaftler:innen gezielte Unterstützung in den Bereichen wie Datenmanagement, Analyse und Visualisierung, Publikation sowie Kollaboration.
Mit 140 sorgfältig ausgewählten Werkzeugen trägt das Toolkit nicht nur zur Effizienzsteigerung wissenschaftlicher Arbeit bei, sondern unterstützt auch die Verbreitung guter wissenschaftlicher Praxis. Durch die stetige Erweiterung der Sammlung bleibt das Toolkit eine dynamische Ressource, die den sich wandelnden Anforderungen der wirtschaftswissenschaftlichen Community gerecht wird.
Unterstützung der Lehre durch Open-Science-Foliensätze
Ein bedeutender Meilenstein wurde 2024 erreicht: Der Open Economics Guide reagierte auf den expliziten Wunsch der Community und veröffentlichte erstmals frei editierbare Foliensätze zur Einführung in die Grundlagen von Open Science. Dieses Angebot richtet sich speziell an Lehrende in den Wirtschaftswissenschaften, die Studierende und Doktorand:innen in die Prinzipien und Methoden offener Forschung einführen möchten. Die Präsentationen sind unter der offenen Lizenz CC-BY 4.0 verfügbar und bieten maximale Flexibilität für die individuelle Anpassung an spezifische Lehrkontexte.
Die Foliensätze in unterschiedlichen Formaten (PPTX, ODP, PDF) decken die zentralen Aspekte transparenter und kollaborativer Forschung von Open Science ab, darunter Open Access, Open Data und Open Code. Sie wurden entwickelt, um das Verständnis für die Vorteile und Möglichkeiten offener Wissenschaft zu fördern und neue Impulse für Forschung und Lehre zu geben. Das Material ist didaktisch so aufgebaut, dass es sich sowohl für Vorlesungen als auch für Seminare und Workshops eignet.
Dr. Guido Scherp, Leiter der Abteilung Open-Science-Transfer, erläuterte: „Ein zentrales Ziel dieses Angebots ist es, Lehrende dabei zu unterstützen, Forschende frühzeitig für die Bedeutung und Praxis offener Wissenschaft zu sensibilisieren. Die Folien sollen dazu beitragen, Offenheit als festen Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit zu etablieren und eine neue Generation von Forschenden auf zukunftsorientierte Forschung vorzubereiten. Neben der Vermittlung fachlicher Inhalte wird damit auch ein Bewusstsein für die ethischen und gesellschaftlichen Aspekte von Open Science geschaffen.“
Diese Entwicklung ist ein direktes Ergebnis der aktiven Einbindung der wissenschaftlichen Community in die Gestaltung des Open Economics Guides. Die Nachfrage nach editierbarem Lehrmaterial wurde in Umfragen und Rückmeldungen immer wieder betont und dieser Bereich wird zukünftig weiter ausgebaut werden. Mit der Bereitstellung dieses Angebots stärkt der Open Economics Guide seine Funktion als praxisnaher Partner für Forschende und Lehrende gleichermaßen.
*Dieser Text wurde verfasst am 17. April 2025.