Open-Science-Training muss integriert werden in die laufende Forschung

Joachim Winter über seine Open-Science-Erfahrungen

Foto von Prof. Dr. Joachim Winter

Die drei wesentlichen Learnings:

  • Doktorand:innen müssen die sich ständig weiterentwickelnden Methoden der empirischen Wirtschaftsforschung kennen. Open-Science-Praktiken sind jetzt Teil des Methodenkastens, den man beherrschen muss.
  • Die Anerkennung für die Daten, die man produziert und die auch von anderen Forscher:innen genutzt werden können, steigt.
  • KonsortSWD beschäftigt sich damit, den Zugang zu Registerdaten zu verbessern. Es wird versucht, die Politik bei gesetzgeberischen Maßnahmen zu unterstützen, den Zugang zu Registerdaten zu reformieren. 

Welche Rolle spielt das Thema Open Science für Sie?

JW: Es gab verschiedene Ereignisse bzw. Aktivitäten, die im Zusammenhang mit eher administrativen Aufgaben standen, die mein Open-Science-Engagement ausgelöst haben. Das erste war die Herausgeberschaft des MPRA (Munich Personal RePEc Archive). Ekkehart Schlicht, der Gründer des MPRA, hatte mich 2010 gebeten, die Herausgeberschaft des MPRA zu übernehmen. Die Idee des Archives ist es, im Rahmen von RePEc eine Discussion-Paper-Reihe anzubieten, bei der jede:r weltweit Papiere einreichen kann, die nur formal geprüft werden und dann offen zugänglich sind. Angesichts der Publikationskultur in den Wirtschaftswissenschaften, in denen Preprints eine zentrale Rolle besitzen, ist dieses Angebot insbesondere für solche Wissenschaftler:innen wichtig, deren Heimatinstitutionen keine eigenen Discussion-Paper-Reihen anbieten. Das war der erste Kontakt mit Open Science. Hinzu kam, dass wir von 2013 bis 2021 zusammen mit anderen bayerischen Universitäten ein vom Elitenetzwerk Bayern gefördertes internationales Doktorandenkolleg zum Thema „Evidence based Economics“ in München hatten. Ich war der Sprecher. In diesem Kolleg haben wir ein Ausbildungsprogramm für Doktorand:innen im Bereich der empirischen Wirtschaftsforschung aufgesetzt. Kurselemente beschäftigten sich beispielsweise mit der Dokumentation und Nachnutzung von Datensätzen. Im Rahmen des seit 2017 laufenden Sonderforschungsbereichs Transregio 190 zum Thema „Rationality and Competition“ war ich im Rahmen der Antragstellung verantwortlich für das zentrale Informationsprojekt, das unter anderem die Aktivitäten in den Bereichen Datenerhebung und -dokumentation sowie Nachnutzung bündelt.

Was hat Sie gereizt, die Herausgeberschaft des MPRA zu übernehmen?

JW: Meine Motivation war, dass wir am Standort München eine Verantwortung haben, die Idee einer offenen Discussion-Paper-Reihe weiterzuführen. Zudem finde ich es interessant, im Rahmen von RePEc mit anderen Personen zu interagieren, die sich für Open-Access-Publikationen engagieren.

Welche Rolle spielt die Diskussion um Reproduzierbarkeit und Replizierbarkeit in den Wirtschaftswissenschaften in der Ausbildung von Doktorand:innen?

JW: Zunächst ist festzuhalten, dass die Notwendigkeit, Forschungsergebnisse reproduzierbar zu machen, selbstverständlich auch in den Wirtschaftswissenschaften besteht und dass die inzwischen weithin anerkannt ist. Da gibt es in der Vergangenheit Defizite, und da die Bereitstellung von Daten im Interesse der Reproduzierbarkeit und Nachnutzung mit Aufwand verbunden ist, verläuft die Anpassung unserer Forschungsprozesse manchmal eher zäh. Druck entsteht unter anderem durch die in unserem Fach für individuelle Karrieren eminent wichtigen führenden Zeitschriften („Top 5 Journals“). Bei mehreren dieser führenden Journals besteht sein einigen Jahren die Verpflichtung, mit der Veröffentlichung von Aufsätzen auch Datensätze und Programme zur Verfügung zu stellen. Und damit ist das jetzt bei uns im Fach de facto durchgesetzt. Wenn man in solchen Journals veröffentlichen will, muss man seine Programmcodes dokumentieren und seine Datensätze teilen, wo immer es rechtlich möglich ist. Es führt bereits für die Doktorand:innen, aber natürlich auch für etablierte Wissenschaftler:innen kein Weg mehr daran vorbei.

Und haben Doktorand:innen dieses Skill Set?

JW: Ich würde sagen, das sollten alle können. Meine Erfahrung ist, dass die jeweils neue Generation von Doktorand:innen kein Problem damit hat, sich mit den State-of-the-Art-Methoden vertraut zu machen. Ambitionierte Doktorand:innen verstehen genau, welche Skills sie benötigen, um am Ende auch erfolgreich zu sein. Aufgabe der Universitäten ist es, entsprechende Kurse anzubieten und sie ins Curriculum der Promotionsausbildung zu integrieren.

Sie würden sagen, die Situation ist eigentlich befriedigend oder zufriedenstellend?

JW: Die Situation ist jetzt insofern zufriedenstellend, als dass die Notwendigkeit, die Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen sicherzustellen, inzwischen in der ganzen Breite des Fachs angekommen ist – nicht zuletzt durch die Vorgaben der führenden Fachzeitschriften. Es gibt natürlich noch Zeitschriften aus der zweiten und dritten Reihe, die diese Anforderungen nicht in gleicher Art und Weise umsetzen können. Insofern wird es wahrscheinlich auch noch für eine bestimmte Zeit Veröffentlichungen geben, die nicht ohne Weiteres reproduzierbar sind. Aber ich glaube, das ist nur eine Frage der Zeit. Wir hier am Standort München und insbesondere im Rahmen unseres Sonderforschungsbereichs verpflichten darüber hinaus alle Projektleiter:innen und alle Doktorand:innen, die Daten, die sie selbst erheben, in einer internen Projektdatenbank zu dokumentieren.

Teilen Doktorand:innen der Wirtschaftswissenschaften ihre Daten und ihren Code, weil es von außen gefordert ist oder beobachten Sie eine intrinsische Motivation?

JW: Ich würde diese polare Unterscheidung nicht machen wollen. Wenn man als Doktorand:in Forschung betreiben will, muss man einfach die Methoden beherrschen, die dazugehören. Und Reproduzierbarkeit und Open Science sind jetzt Teil des Methodenkastens, den man beherrschen muss. Man kann als Doktorand:in nicht mehr sagen, dass es völlig egal ist. Die allermeisten Doktorand:innen haben das verstanden. Diejenigen, die in der Wissenschaft weitermachen wollen, wollen sich sicher nicht in einigen Jahren in der Situation finden, dass die Forschungsergebnisse, auf denen vielleicht sogar ihre Karriere beruht, nicht haltbar sind. Und darüber hinaus gibt es intrinsisch motivierte Forscher:innen in allen Fächern, auch bei uns, und die sind oft prominent in der Community aktiv. Aber das heißt nicht, dass die Themen Reproduzierbarkeit und Open Science in den einzelnen Fächern von allen mit der gleichen Begeisterung umgesetzt werden.

Welches waren Ihre Best-Practice-Erlebnisse im Kontext von Open Science?

JW: Die wichtigste Erfahrung ist, dass für den Fortschritt der empirischen Wirtschaftsforschung ein frühzeitiger Austausch von Forschungsergebnissen sehr wichtig ist. Bei uns im Fach sind Discussion Papers weit verbreitet. Und diese Dynamik hat sich in den letzten Jahren noch deutlich verschärft. Eine Reihe meiner wichtigsten Forschungsarbeiten sind schon lange zitiert worden, bevor sie in Zeitschriften veröffentlicht waren, eben, weil es diese Kultur gibt, dass man Ergebnisse schon vorab teilt. Und das unterscheidet unser Fach ganz stark von einigen anderen Sozialwissenschaften. Bei uns im Fach gibt es diese Idee, dass man, sobald ein Projekt abgeschlossen ist, die Ergebnisse teilt. Und das hat eine Beschleunigung der Verbreitung von Erkenntnissen bewirkt. Diese Dynamik greift nun vom Teilen der Forschungsergebnisse auch auf das Teilen von Daten über.  

Wie ist Ihre Einstellung dazu, ob nicht-wissenschaftliche, kommerzielle Forschungseinrichtungen Zugang zu Daten haben sollten?

JW: Das kommt auf das Forschungsgebiet an. In bestimmten Bereichen, zum Beispiel in der Pharmazie, wird ein Großteil der Forschung außeruniversitär betrieben. Und die Daten nicht mit diesen Einrichtungen zu teilen, wäre auch schon forschungsethisch sehr problematisch, weil die Daten dann mehrfach erhoben werden müssten. Das verursacht zum einen Kosten. Und jede klinische Studie birgt auch Risiken für die teilnehmenden Patient:innen. Es schließen sich aber schwierige Fragen an: Wie werden die entstehenden Gewinne geteilt? Wie geht man mit womöglich entstehenden Patenten um? Daten deshalb aber nicht zu teilen, ist vermutlich der schlechtere Weg.

Ist Data Sharing für Sie allein eine ethische Angelegenheit oder gab es auch schon positive Effekte auf Ihre Karriere?

JW: Ich würde nicht sagen, dass es allein ethische Beweggründe sind, sondern es geht um die Glaubwürdigkeit der Forschung. Unsere Forschungsergebnisse müssen glaubwürdig, also auch reproduzierbar sein. Zum Thema Anerkennung für Engagement in der Datenerhebung und Datennutzung: Es gibt Kolleg:innen, die einen Großteil ihrer Karriere dafür aufgewandt haben, Befragungsstudien zu entwickeln. Sie haben viel Zeit darauf verwandt, solche Untersuchungen aufzubauen. Während dieser Zeit hätten sie auch veröffentlichen können. Von diesen Kolleg:innen hört man häufig, dass sie für die Produktion von Daten, die dann von vielen genutzt werden können, nicht immer angemessene Anerkennung erfahren hätten. Das sieht heute schon besser aus – die Anerkennung für die Produktion von Daten, die breit genutzt werden können, steigt.  

Würden Sie Ihren Doktorand:innen empfehlen, Zeit dafür zu verwenden, die Daten zugänglich zu machen, wenn am Ende in Bewerbungsverfahren doch nur die Publikation zählt?

JW: Für Doktorand:innen ist Open Science, insbesondere das Teilen von Daten, die Dokumentation der Auswertungsprogramme, die Sicherstellung der Reproduzierbarkeit Teil dessen, was sie machen müssen. Denn wie wir bereits gesehen haben, werden sich nicht reproduzierbare empirische Forschungsarbeiten künftig kaum noch prominent veröffentlichen lassen. Daher stellt sich die Frage in engerem Sinne nicht.

Die letzte ZBW-Bekanntheits- und Imageanalyse zeigte, dass ein Großteil der Wirtschaftsforschenden noch nie von NFDI, KonsortSWD oder BERD gehört hat. Wie erklären Sie sich das?

JW: Es gibt zwei Antworten. Die erste Antwort ist, dass die verschiedenen Teile der NFDI, die verschiedenen Konsortien, im Moment sehr stark getrieben sind von den daran beteiligten Institutionen. Und diejenigen, die in oder mit diesen Institutionen arbeiten, kennen die Problematik und das Arbeitsprogramm natürlich. Aber diejenigen, die an Forschungseinrichtungen tätig sind, die nicht an einem Konsortium beteiligt sind, haben womöglich bislang gar keinen Kontakt zur NFDI gehabt. Viele benötigen die bereitgestellten Ressourcen der NFDI in ihrer täglichen Arbeit nicht oder es ist ihnen gar nicht bekannt, dass sie auf im Rahmen der NFDI bereitgestellte Ressourcen wie Daten oder Methoden zugreifen könnten.

Was ist Ihre Rolle in dem ganzen Kontext NFDI, KonsortSWD?

JW: Ich bin gewähltes Mitglied des RatSWD und somit Mitglied des KonsortSWD-Beirats. Wir treffen uns zweimal im Jahr. Wir haben dabei eine klassische Aufsichtsfunktion, wir überwachen und geben Anregungen. Aber um noch einmal auf Ihre vorherige Frage einzugehen: Bei uns in den Wirtschaftswissenschaften mag es sein, dass manche Nachwuchswissenschaftler:innen Leistungen von RatSWD und/oder KonsortSWD nutzen, ohne dass es ihnen bewusst ist. So nutzen sie womöglich vertrauliche Daten über ein Forschungsdatenzentrum. Die Infrastruktur der Forschungsdatenzentren, die für die empirische Forschung in sozialen Wirtschaftswissenschaften extrem wichtig ist, wird am Ende vom RatSWD durch Zertifizierung unterstützt. Ohne den RatSWD gäbe es diese Form der Infrastruktur nicht. Ein weiteres Thema, mit dem sich der RatSWD beschäftigt, ist die Forschungsethik. Es geht um Fragen wie: Benötigen wir in den Wirtschaftswissenschaften Ethikkommissionen? Wenn ja, wo? Sollen diese Kommissionen standortspezifisch oder fachspezifisch sein? Welche einheitlichen Maßstäbe gibt es?

Wird die NFDI nach Fertigstellung mehr Bekanntheit genießen?

JW: Die NFDI als Dachorganisation vieler Initiativen ist wohl zwei bis drei Ebenen von denjenigen Wissenschaftler:innen entfernt, die die von ihr bereitgestellten Ressourcen in ihrer täglichen Arbeit nutzen. Dennoch wird die NFDI meiner Meinung zwangsläufig mehr Bekanntheit erlangen. Aber für mich ist die Bekanntheit gar nicht das Entscheidende, sondern die Leistung, die Ressourcen, die zur Verfügung gestellt werden und die Initiativen, die die Forschung weiterbringen. Wenn Doktorand:innen auch an kleinen Standorten über diese Initiativen informiert sind, dann ist das ein großer Erfolg. Wenn sie wissen, wie sie mit der Frage umgehen, ob ihr Projekt eines Votums einer Ethikkommission bedarf, die aber am Standort vielleicht nicht vorhanden ist. Oder wenn sie Zugang zu Registerdaten haben, der nur über Forschungsdatenzentren möglich ist. Ob diese Doktorand:innen am Ende wissen, dass zwei Ebenen darüber die NFDI steht, ist für mich nicht entscheidend.

Wenn Sie in Ihrer Community von KonsortSWD oder der NFDI berichten, wie ist die Resonanz in der Wirtschaftsforschung?

JW: Viele Kolleg:innen wollen erst einmal wissen, welchen Nutzen ihnen Initiativen wie die NFDI in ihrer täglichen Arbeit bringen. Dann beziehe ich mich konkret auf meinen Arbeitsbereich und berichte, wie wir uns innerhalb des RatSWD bemühen, den Zugang zu Registerdaten zu verbessern: Wir versuchen, die Politik bei gesetzgeberischen Maßnahmen zu unterstützen, um den Zugang zu Registerdaten und die Möglichkeit der Verknüpfung verschiedener Datenbestände zu verbessern. Aktuell laufen diese Aktivitäten eher im Hintergrund und werden nicht in der Breite wahrgenommen werden.  

Wie stehen Sie zum Thema Open Peer Review?

JW: Ich bin selbst Herausgeber einer Zeitschrift, die traditionell mit Single Blind Peer Review arbeitet. Für mich ist das Konzept der Open Peer Review durchaus sehr attraktiv, aber es bringt doch einen radikalen Wandel mit sich. Es wird sich deshalb wohl nicht schleichend durchsetzen, sondern auch hier bedarf es meines Erachtens eines Impulses der führenden Zeitschriften. Wenn die Top-Zeitschriften zu Open Peer Review übergingen, würden andere folgen. Ob sich im Fach die Erkenntnis durchsetzen wird, dass Open Peer Review große Vorteile hat und auch technisch umgesetzt werden kann, muss man abwarten.

Würden Sie es persönlich befürworten, dass es tatsächlich offen ist?

JW: Das kann ich nicht pauschal beantworten. Das größte Problem des Review-Prozesses in den Wirtschaftswissenschaften ist nach meiner Einschätzung, dass die Begutachtung und oft mehrfache Überarbeitung der Manuskripte einfach zu lange dauert. Dieses Problem könnte man vielleicht dadurch lösen, dass man auch nach heutigen Maßstäben imperfekte Studien veröffentlicht und die Diskussion und die Bewertung einem öffentlichen Forum überlässt. Allerdings müsste ein solches Forum moderiert sein, was auch mit erheblichem Aufwand verbunden wäre. Derzeit gehen wir davon aus, dass die Qualität der Journals, in denen man veröffentlicht, ein gutes Signal ist für die Qualität des Wissenschaftlers bzw. der Wissenschaftlerin. Deshalb wird das in den Berufungsverfahren so stark gewichtet. Wenn man zu Open Peer Review überginge, dann würde die Qualität der Journals nicht mehr eine so große Rolle spielen. Man würde dann also ein anderes Qualitätsmaß benötigen. Dies ist schon eine große Herausforderung.

Welche Tipps haben Sie für Nachwuchsforschende, die Open-Science-Praktiken selbst erlernen wollen?

JW: Der Einstieg ist möglich über Online-Ressourcen – da gibt es inzwischen sehr, sehr viel. Es gibt Online-Kurse zum Beispiel zu Programmiersprachen, die noch nicht in die Curricula der grundständigen Studiengänge Eingang gefunden haben, wie zum Beispiel Python. Es gibt auch zunehmend Angebote im Bereich des Datenmanagements und der Projektorganisation. Wer das möchte, kann sich viel online selbst beibringen. Dann zur Frage, wie man sich dazu motivieren kann: Hier empfehle ich allen Nachwuchswissenschaftler:innen, sich anzuschauen, was in den Top Journals passiert, wie sich dort die Anforderungen für Veröffentlichungen verändern. Unsere Top Journals spiegeln den State of the Art wider oder definieren ihn vielleicht sogar, gerade in methodischer Hinsicht. Und das ist keine Raketenwissenschaft, das können eigentlich alle!

Haben Sie selbst konkrete Pläne für Ihr persönliches Engagement?

JW: In vielen Bereichen, in denen ich tätig bin, ist die Hauptfrage, wie man diese Kompetenzen in die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses integrieren kann. Welche Angebote werden konkret benötigt? Was kann man über Standorte hinweg anbieten?

Haben Sie eine Idee, wer das leisten kann?

JW: Zum einen braucht man Personen, die bereit sind, die Zeit zu investieren, solche Infrastrukturen aufzubauen; und man braucht für neuartige Angebote auch Finanzierung, so dass man sich um Drittmittelgelder bemühen muss. Derzeit sind solche Initiativen häufig in Großprojektanträgen eingebaut, aber das deckt nicht alle Bedarfe ab. Wichtig ist auch, dass die Methodenvermittlung nicht getrennt von der konkreten Forschung erfolgen darf. Wir brauchen die Integration der methodischen Fortschritte, auch im Bereich Open Science, in die laufende Forschung. Wenn sich Ausbildungsangebote zu weit von der tatsächlichen Forschung entfernen, dann werden sie zwangsläufig weniger attraktiv. Wenn man ein Ausbildungsprogramm ausrollen wollte für alle Bereiche der Wirtschaftswissenschaften, würde das kaum funktionieren. Man braucht eine bedarfsgerechte Integration von Open-Science-Praktiken in die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die laufende Forschung.

Vielen Dank!

Das Interview wurde am 16. August 2022 geführt von Dr. Doreen Siegfried.

Über Prof. Dr. Joachim Winter

Prof. Dr. Joachim Winter lehrt seit 2004 als Professor für Volkswirtschaftslehre und empirische Wirtschaftsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Er ist Gründungsmitglied des Open-Science-Center München und zudem Mit-Koordinator des Data Center zum SFB „Rationalität und Wettbewerb“ und des LMU-ifo Economics & Business Data Center (EBDC). Prof. Dr. Joachim Winter ist Beiratsmitglied im NFDI-Konsortium KonsortSWD.

Kontakt: https://www.empwi.econ.uni-muenchen.de/personen/professoren/winter/index.html

ORCID-ID: 0000-0003-2460-619X




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