Open Science und das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Wissenschaft

Zwei Studien überprüfen, ob Forschungstransparenz öffentliches Vertrauen schafft

Foto von dem Wort "Trust" in den Sand geschrieben


Für die Akzeptanz von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Empfehlungen ist es essentiell, wenn die Gesellschaft der Wissenschaft vertraut. Ohne Vertrauen keine Innovation. Umfragen wie das Wissenschaftsbarometer messen daher regelmäßig, wie groß das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Wissenschaft ist.

Weit weniger gut untersucht ist dagegen, ob sich offenes wissenschaftliches Arbeiten – genannt Open Science, wie z. B. das Teilen von Materialien, Daten oder Code einer Studie – positiv auf das öffentliche Vertrauen in die Wissenschaft auswirkt.

Diese Wissenslücke zu füllen, haben sich Rosman et al. in ihrem Paper vorgenommen. Sie untersuchten zunächst in einer Online-Umfrage, wie die Öffentlichkeit zu ausgewählten Open-Science-Praktiken steht und welche Erwartungen sie an diese Praktiken hat. Befragt wurden 509 Personen, die in Geschlecht und Alter einen repräsentativen Ausschnitt der allgemeinen Bevölkerung in Deutschland abbilden. Die acht Fragen des Querschnittskorrelationsdesigns wurden in einer Sitzung beantwortet.

Das Ergebnis der ersten Studie ist:

Die Öffentlichkeit findet es wichtig, dass Wissenschaftler:innen ihre Ergebnisse, Methoden und Daten offenlegen, und sie hat mehr Vertrauen in wissenschaftliche Ergebnisse, wenn sie das tun. 87% der Befragten fanden es wichtig oder sehr wichtig, dass die Öffentlichkeit freien Zugang zu Forschungsergebnissen hat. Immerhin noch 64% fanden es wichtig, dass auch die zu einer Studie gehörenden Materialien und Daten offengelegt werden. 74% der Befragten bestätigten außerdem, dass sie mehr Vertrauen in Forschungsergebnisse haben, wenn die zugrundeliegenden Daten veröffentlicht werden.

Die experimentelle Studie

Da Online-Umfragen gewisse methodische Schwächen haben, weil sie auf Selbstauskunft beruhen und etwaige Verzerrungen durch das, was sozial erwünscht ist, nicht ausgeschlossen werden können, folgte eine zweite Studie. Sie sollte zum einen überprüfen, ob die Ergebnisse bestätigt werden können, wenn in der Auswertung stärker auf Verzerrungen geprüft wird.  

Zum anderen wurde ein experimenteller Teil ergänzt. Hier wurde untersucht, ob die Anwendung oder auch Nicht-Anwendung von Open-Science-Praktiken (in diesem Fall die öffentliche Zugänglichkeit von Forschungsergebnissen und Offenlegung von Forschungsdaten) das Vertrauen in die Resultate der Studien beeinflusst. Es sollte auch geprüft werden, ob Aussagen darüber, dass solche Open-Science-Praktiken angewendet werden, Auswirkungen auf das Vertrauen in die Wissenschaft hat.

Eine zusätzliche Forschungsfrage der zweiten Studie war, inwieweit die private oder öffentliche Finanzierung von Forschung das Vertrauen in wissenschaftliche Ergebnisse beeinflusst. Für diese Studie wurden 588 Teilnehmer:innen angeworben, die nicht an der ersten Studie beteiligt waren. Sie mussten vier verschiedene fiktive Studien-Abstracts lesen und dazu Fragen beantworten, die sowohl prüften, ob die Texte verstanden worden waren, als auch das Vertrauen ermittelten.

Das Ergebnis der zweiten Studie ist:

Es lässt sich daraus ableiten, dass Open-Science-Praktiken vertrauensfördernd wirken können, wenn ausreichend kommuniziert wird, was im konkreten Fall darunter gemeint ist. Die Erwartungen der Autor:innen wurden hier nur zum Teil bestätigt, was möglicherweise dem Versuchsaufbau geschuldet war.

Zusammenfassend kann man sagen:

  • die Öffentlichkeit ist überzeugt, dass Open-Science-Praktiken im Sinne von Offenlegung und Transparenz wichtig sind, weil es ihr Vertrauen in Forschungsergebnisse stärkt;
  • Open-Science-Praktiken können vertrauensfördernd sein, wenn sie der Öffentlichkeit erklärt werden.

Wenn Vertrauen in Studienergebnisse angestrebt wird, muss in der Öffentlichkeit zunächst die erforderliche Kenntnis über wissenschaftliches Arbeiten geschaffen werden, die erst das Verstehen und Bewerten möglich macht. An diesem Punkt sollte auch Wissenschaftskommunikation ansetzen. 

Rosman et al.: Open science and public trust in science: Results from two studies https://doi.org/10.1177/09636625221100686 (nicht frei zugänglich)




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