Wie ungeprüfte Gesundheitsinformationen zirkulieren

Ergebnisse des Forschungsprojekts DESIVE²

Frau vor einem blauen Hintergrund, die den Bildschirm ihres Handys betrachtet und erschrocken eine Hand vor den Mund hält

Was bewegt Menschen eigentlich dazu, falsche Informationen im Gesundheitskontext zu verbreiten? Und inwiefern beeinflusst eine wissenschaftliche Erscheinung die Glaubwürdigkeit und Verbreitung solcher Inhalte? Diese Fragen standen im Zentrum des Projekts „Desinformationsverhalten verstehen“ (DESIVE²), gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Das Forschungsprojekt wurde von der ZBW unter der Leitung von Prof. Dr. Isabella Peters und Dr. Maria Henkel, dem Verein Grenzenlos Digital e.V. und der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführt.

Das Forschungsprojekt bestand aus drei methodischen Teilen: einer quantitativen Online-Umfrage, einer App-Studie sowie qualitativen Interviews. In der Umfrage bewerteten 109 Teilnehmende 12 Social-Media-Posts mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Elementen. Dabei zeigte sich, dass die bloße Existenz wissenschaftlicher Elemente wie Diagramme oder Quellenangaben keinen signifikanten Einfluss auf die wahrgenommene Glaubwürdigkeit hatte. Wurden jedoch mehrere dieser Elemente kombiniert und in einem wissenschaftlichen Kontext präsentiert, erhöhte sich die Glaubwürdigkeit deutlich.

Die App-Studie untersuchte welche Gesundheitsinformationen Menschen tagtäglich über verschiedenste Kanäle erhalten und weitergeben – realitätsnah und ohne Medienbrüche. Nach der Registrierung nahmen die Teilnehmenden an Umfragen teil und luden Inhalte hoch – darunter Screenshots, Sprachnachrichten und digitale Tagebucheinträge. Push-Benachrichtigungen erinnerten an die regelmäßige Nutzung. Insgesamt nutzten 150 Personen die App und dokumentierten über 400 Situationen mit Gesundheitsinformationen. 68 Teilnehmende gaben detaillierte Selbstauskünfte zu 368 Situationen, ergänzt durch 290 ausgefüllte Umfragen. Die qualitativen Interviews schließlich sollten individuelle Einschätzungen und Beweggründe für das Teilen oder Zurückhalten von Gesundheitsinformationen erfassen.

Das Forschungsprojekt „Desinformationsverhalten verstehen“ (DESIVE²) verdeutlicht, dass Gesundheitsinformationen oft aus Fürsorge, Überzeugung oder dem Wunsch nach Unterstützung weitergegeben werden – jedoch häufig unreflektiert. Eine bewusste Reflexion dieses Verhaltens könnte dazu beitragen, die Verbreitung von Falschinformationen einzudämmen. Gleichzeitig sind irreführende Gesundheitsinformationen allgegenwärtig und erreichen Menschen über persönliche Kontakte sowie mediale Kanäle. Da diese Inhalte nicht immer klar als falsch erkennbar sind, sollten Schulungsansätze stärker auf die differenzierte Bewertung solcher Informationen eingehen und Strategien zur kritischen Einordnung vermitteln.

Lesetipp: Henkel, M., Perrey, L., Jacob, A., Greifeneder, E., Dewitz, L., Hellmich, H., Stiller, J., & Trkulja, V. (2024, November 12). Überprüfen, teilen, widersprechen oder ignorieren? Der Umgang mit falschen Informationen. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.14134359

*Dieser Text wurde verfasst am 17. April 2025




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