Generation O: Die progressive Avantgarde der Open-Science-Gestalter:innen

Open Science für Einsteiger:innen: Praktische Schritte in die Welt der Offenheit und Zusammenarbeit

Foto von Notiz-Zettel auf dem Helpful Tips geschrieben steht

Die Open-Science-Bewegung hat in den letzten Jahren zunehmend an Dynamik gewonnen und eine neue Generation von Wissenschaftler:innen hervorgebracht – „Generation O“. Diese progressive und zukunftsorientierte Generation, auch als Junge Avantgarde bezeichnet, setzt sich bereits heute mit Leidenschaft für Open Science ein. Die Mitglieder dieser Generation haben erkannt, dass Offenheit, Transparenz und Zusammenarbeit entscheidende Prinzipien sind, um die wissenschaftliche Forschung voranzutreiben und den gesellschaftlichen Nutzen zu maximieren. Sie sind nicht nur bereit, sich für Open Science zu engagieren und neue Tools und Methoden auszuprobieren, sondern suchen auch aktiv nach Wegen, um die Prinzipien der Offenheit in ihrem eigenen wissenschaftlichen Schaffen umzusetzen.

Während in den Wirtschaftswissenschaften neue und aufregende Forschungsfelder entstehen, wächst auch die Bereitschaft, sich für Open Science zu engagieren. Was sind aber die konkreten ersten Schritte für Einsteiger:innen in das Thema Open Science?

Um ein:e Open-Science-Macher:in zu werden, gibt es mehrere Schritte, die Sie unternehmen können. Wir haben ein paar dieser Schritte für Sie skizziert.

  1. INFORMIEREN UND VERNETZEN: Der erste und einfachste Schritt besteht darin, sich über Open Science zu informieren und Kontakt zu Kolleg:innen aufzunehmen, die bereits Erfahrung in diesem Bereich haben. Die Open-Science-Bewegung hat inzwischen eine breite Basis erreicht, so dass in der eigenen wissenschaftlichen Community Gleichgesinnte zu finden sind. Durch den Austausch von Wissen, Ideen und Erfahrungen können Forscher:innen voneinander lernen und gemeinsam an der Förderung von Open Science arbeiten.

    Für Wirtschaftsforschende gibt es eine Vielzahl von Anlaufstellen, an denen sie sich über Open Science informieren und Kontakt zu Kolleg:innen knüpfen können. Hier sind einige konkrete Möglichkeiten:
    • Open-Science-Portale: Plattformen wie der Open Economics Guide, OSF oder das Open Science Magazin der ZBW sind ist eine umfassende Ressource für Wirtschaftswissenschaftler:innen, die sich für Open Science interessieren. Der Open Economics Guide beispielsweise bietet eine Vielzahl von Informationen über Open-Science-Praktiken, Werkzeuge und Ressourcen, die in den verschiedenen Phasen des Forschungsprozesses von Wirtschaftswissenschaftler:innen (und natürlich auch anderen Disziplinen) genutzt werden können. Er enthält Anleitungen, Fallstudien, praktische Tipps und Links zu weiterführenden Materialien, um Wirtschaftswissenschaftler:innen dabei zu unterstützen, ihre Forschung transparenter, reproduzierbarer und zugänglicher zu gestalten. Das Open Science Framework (OSF) ist eine webbasierte Plattform, die Forschenden aus verschiedenen Disziplinen offensteht, einschließlich der Wirtschaftswissenschaften. Das OSF bietet Werkzeuge und Funktionen, um den gesamten Forschungsprozess zu unterstützen, einschließlich der Planung, Durchführung, Dokumentation und Veröffentlichung von Forschungsprojekten. Es ermöglicht die Zusammenarbeit, den Datenaustausch und die Transparenz in der Forschung.
    • Open-Science-Konferenzen und -Veranstaltungen: Es gibt eine wachsende Anzahl von Konferenzen und Veranstaltungen, die sich explizit und multidisziplinär mit Open Science befassen. Ein Beispiel dafür ist die Open Science Conference (seit 2013), die Einblicke in praktische und technische Innovationen bietet, die zur Umsetzung offener Praktiken dienen, sowie aktuelle und wegweisende Entwicklungen in der globalen Open-Science-Bewegung umfasst. Weitere Beispiele sind das Open Science Barcamp, das Open Science Symposium für Wirtschaftsforschende oder Veranstaltungen an den Universitäten wie beispielsweise die „ReproducibiliTeas“. Dabei handelt es sich informelle Treffen oder Diskussionsrunden, die in der wissenschaftlichen Gemeinschaft stattfinden, um das Bewusstsein für die Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen zu fördern. Hinzu kommen zahlreiche Veranstaltungen vor allem mit Fokus auf „Open Access“ der jeweiligen Universitätsbibliotheken. Solche Veranstaltungen bieten eine Plattform für den Austausch von Erfahrungen und den Aufbau von Netzwerken.
    • Forschungsinstitute und -organisationen: Viele Forschungsinstitute und -organisationen haben mittlerweile Richtlinien und Ressourcen für Open Science entwickelt. Es lohnt sich, die Websites und Veröffentlichungen solcher Institutionen zu durchsuchen, um Informationen über Best Practices, Leitfäden und Schulungen zu finden.
    • Soziale Medien und Online-Netzwerke: Plattformen wie Twitter, LinkedIn und ResearchGate bieten Möglichkeiten, sich mit anderen Wirtschaftsforschenden zu vernetzen und aktuelle Entwicklungen im Bereich Open Science zu verfolgen. Wirtschaftsforschende können ihre Sichtbarkeit erhöhen und von den Erfahrungen anderer profitieren, indem sie relevanten Kolleg:innen folgen, an Diskussionen teilnehmen und eigene Erkenntnisse teilen. Zudem finden sich zahlreiche Tutorials auf YouTube. Wer hier einen Abend durch die Videoplattform stöbert, wird garantiert fündig werden.

      Indem Wirtschaftsforschende diese verschiedenen Anlaufstellen nutzen, können sie sich über Open Science informieren, von anderen lernen und Verbindungen zu Kolleg:innen aufbauen, die bereits Erfahrung in diesem Bereich haben. Der Austausch von Wissen und Erfahrungen ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zur aktiven Teilnahme an der Open-Science-Bewegung in den Wirtschaftswissenschaften.
  2. AUSPROBIEREN UND ERFAHRUNGEN SAMMELN: Ein aufregender Schritt ist das Experimentieren mit verschiedenen Open-Science-Tools und das Erlernen ihrer Funktionsweise. Es gibt zahlreiche Workshops, Konferenzen und Barcamps, bei denen sich Forscher:innen treffen und unterstützen können, wie zum Beispiel die Open Science Conference oder das Open Science Barcamp. Plattformen und Portale bieten Hilfestellung und Einführung in die praktische Anwendung von Open-Science-Methoden. Beispielsweise können die Worksheets in diesem Open Science Magazin genutzt werden, um erste Schritte zu unternehmen und Erfahrungen zu sammeln. In einer Tool-Übersicht des Open Economics Guide (-Toolbox) finden Wirtschaftsforschende einen Katalog von Open-Science-Tools, die dabei helfen können, Open Science zu praktizieren und die wissenschaftliche Praxis zu verbessern. Diese Tools bieten zahlreiche Vorteile, wie Zeitersparnis und Unterstützung bei der Umsetzung guter wissenschaftlicher Praktiken.
  3. LANGFRISTIGEN ERFOLG SICHERN: Der letzte Schritt besteht darin, die eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse im Bereich Open Science weiterzugeben und andere Forscher:innen zu ermutigen, sich ebenfalls für den wissenschaftlichen Austausch und die Offenheit einzusetzen. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Gründung einer eigenen Open-Science-Gruppe oder Community. Durch solch eine Initiative können Mitstreiter:innen gewonnen werden, um gemeinsam an der Förderung von Open Science zu arbeiten.

    Eine Open-Science-Gruppe kann verschiedene Formen annehmen. Sie kann beispielsweise eine lokale Forschungsgemeinschaft von Pre-Docs sein, in der sich junge Forscher:innen aus verschiedenen Fachbereichen treffen, um Ideen, Erfahrungen und Ressourcen auszutauschen. Solch eine Gruppe kann regelmäßige Treffen oder Workshops organisieren, um den Austausch zu fördern und praktische Kenntnisse über Open-Science-Methoden zu vermitteln. Die lokale Forschungsgruppe kann aber auch sehr gut nur aus Wirtschaftsforschenden bestehen, die entweder nur aus Peers der selben Karrierestufe zusammengesetzt ist oder „generationenübergreifend“ eine Art Mentor:innnen-Programm bildet.

    Eine andere Möglichkeit ist die Gründung einer Online-Community oder Plattform, auf der sich Forscher:innen virtuell vernetzen können. Diese Plattform kann als Forum dienen, auf dem Diskussionen stattfinden, Ressourcen geteilt und Erfahrungen ausgetauscht werden. Sie kann auch als Hub für die Organisation von virtuellen Veranstaltungen, Webinaren oder Schulungen dienen, um das Bewusstsein für Open Science zu stärken und weitere Forscher:innen für die Thematik zu sensibilisieren. Kleiner Tipp: Schon mal mitgemacht bei einem Replication Game?

    Ein Beispiel für eine erfolgreiche Open-Science-Gruppe ist die „ReproducibiliTea“-Bewegung, die ich zuvor erwähnt habe. ReproducibiliTea-Treffen werden regelmäßig von Forscher:innen organisiert, um über Reproduzierbarkeit, Transparenz und gute wissenschaftliche Praktiken zu diskutieren. Durch die Schaffung eines informellen und interaktiven Rahmens hat diese Gruppe dazu beigetragen, das Bewusstsein für Reproduzierbarkeit zu schärfen und den Dialog darüber zu fördern. In Deutschland gibt es derartige Tee-Runden in Berlin, Bielefeld, Dresden, Frankfurt, Freiburg, Leipzig, Mannheim, München, Potsdam und Tübingen (siehe Übersicht).

    Zusätzlich zur Gründung von Open-Science-Gruppen oder Communities können auch andere Aktivitäten den langfristigen Erfolg von Open Science unterstützen. Dies umfasst die Organisation von Veranstaltungen wie Konferenzen, Workshops oder Barcamps, bei denen Wissenschaftler:innen die Möglichkeit haben, sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Diskussionen, Vorträge und Schulungen können neue Impulse setzen und Forscher:innen ermutigen, Open Science in ihre eigenen Arbeitsweisen zu integrieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Weg zu einem oder einer Open-Science-Gestalter:in mit Informationsaustausch, praktischer Anwendung und dem Aufbau einer Gemeinschaft von Unterstützer:innen einhergeht. Durch diese Schritte können Forscher:innen aktiv dazu beitragen, Open Science zu fördern und die wissenschaftliche Landschaft hin zu mehr Offenheit, Transparenz und Zusammenarbeit zu verändern.




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