Open Letter „Open Science should provide support, not impose sanctions“

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Ende 2021 hat die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft mit dem Open Science Retreat ein neues Online-Format ins Leben gerufen, um im kleinen Kreis internationaler Open-Science-Proponent:innen unterschiedlichster professioneller Herkunft aktuelle und weltweit relevante Open-Science-Themen intensiv zu diskutieren. Es geht hier insbesondere um den Austausch, um unterschiedliche Perspektiven und um Inspiration.

Auf dem dritten Retreat im Juni 2022 diskutierten die Teilnehmer:innen das Thema “Impact of Global Crises on the Open Science Movement”. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass globale Krisen Offenheit sowohl befördern können – wie in der Corona-Pandemie – als auch einschränken können – wie in der Ukraine-Krise. Hier hatte in Deutschland beispielsweise die Allianz der Wissenschaftsorganisationen im Februar 2022 empfohlen, dass wissenschaftliche Kooperationen mit staatlichen Institutionen und Wirtschaftsunternehmen in Russland mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres eingefroren werden. Es gelte, „keine Daten, Proben und Geräte sowie anderes wissenschaftliches Material“ mehr auszutauschen, so die Formulierung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Aber wie wirken sich solche globalen Ereignisse auf die Open-Science-Bewegung im Allgemeinen aus? Und wie reagiert die Open-Science-Gemeinschaft darauf? Diese und andere Fragen wurden im Laufe des Retreats erörtert. Dabei wurde den Teilnehmer:innen schnell klar, dass ein solcher Diskurs und eine entsprechende Reflektion bisher kaum stattgefunden haben.

So kam es, dass einige Teilnehmer:innen des Open Science Retreats den offenen Brief “Open Science should provide support, not impose sanctions” verfassten. Er richtet sich allgemein an die Open-Science-Gemeinschaft.

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Dabei stehen zwei Kernthesen im Mittelpunkt:

  • Die Open-Science-Bewegung sollte sich jenseits von ideologischen Grenzen mit der Frage befassen, ob und wenn ja, unter welchen Rahmenbedingungen in globalen, politischen Krisen „Geschlossenheit“ (Closeness) angemessen sein kann.
  • Offenheit darf nicht missbraucht werden, um in globalen, politischen Krisen durch Schließung offener Angebote Sanktionen zu platzieren.

Durch die Unterzeichnung des Open Letters bringen Supporter zum Ausdruck, dass sich die Open-Science-Community in Bezug auf die im Open Letter adressierten Aspekte selbst-reflektierend weiterentwickeln sollte. Zudem unterstützen sie, dass diese bislang wenig beachteten Aspekte zukünftig in den Diskurs dieser erfolgreichen Bewegung aufgenommen werden. Dadurch wird ein Beitrag dazu geleistet, dass die Open-Science-Bewegung zukünftig in globalen, politischen Krisen eine Position hat und diese nicht erst entwickelt, wenn die Krise eingetreten ist.

Je mehr Mitglieder der Open-Science-Community den Open Letter mit ihrer Unterschrift unterstützen, desto mehr rücken die Themen in das Bewusstsein der Akteur:innen im Wissenschaftssystem und desto breiter kann der angestrebte Diskurs aufgestellt werden.




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